Thüringer helfen Komplettsanierung: Jeden Tag neue Überraschungen

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Sieben Wochen nach der Flut am Stiller Tor haben die Anwohner noch immer mit den Schäden zu kämpfen, die das Wasser angerichtet haben. Freies Wort hilft unterstützt bei der Sanierung der Häuser mit insgesamt 28 000 Euro.

 
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Schmalkalden - Berit und Jürgen Klaedtke genießen jede freie Minuten, um etwas zur Ruhe zu kommen. Sie sitzen in ihrem kleinen blühenden Garten am Stiller Tor 32, vor sich auf dem Tisch ausgebreitet stapeln sich Formulare, Angebote und Rechnungen. Im Hintergrund plätschert das Bächlein Stille fröhlich vor sich vor hin. Hund Luca schwänzelt dem Gast um die Beine. Schaut ihn mit seinen braunen Augen traurig an und bettelt um Streicheleinheiten. "Er leidet an dieser Situation", sagt das Herrchen. "Genau wie wir", flüstert Berit Klaedtke. Seit der verheerenden Flut Ende Mai/Anfang Juni lebt die Familie im Wohnwagen am Breitunger See. Manchmal übernachten die beiden auch bei einem Nachbarn am Stiller Tor. Allerdings vermietet dieser das Haus jetzt wieder an Studenten. Drei Haushalte zu führen, sei schon anstrengend, frotzelt Klaedtke, der als Rettungsassistent beim Deutschen Roten Kreuz in Schichten arbeitet. Seine Frau Berit ist anerkannte Heilerin, ihre Praxis seit dem Hochwasser geschlossen.

Bloß nicht nachdenken

Das anfängliche Gefühl der Hilflosigkeit ist längst einem geschäftigen Treiben gewichen. Bloß nicht nachdenken, sagt die Hausherrin. Das Haus, welches das Ehepaar erst vor einigen Jahren saniert hat, ist bereits komplett entkernt. Im Erdgeschoss mussten alle Wände und Fußböden herausgerissen werden. Überall hängen Leitungen und Drähte, die gesamte Elektrik, Heizung und Sanitär müssen neu installiert werden. Es riecht noch immer muffig, nach Schlamm und Dreck. Das Wasser ist in jede Ritze gekrochen. Mit rund 40 000 Euro Schaden rechnen die Hausbesitzer. Ob das Geld reicht, wissen sie nicht. "Jeden Tag erleben wir neue Überraschungen." Überglücklich ist das Ehepaar über die Spende von Freies Wort hilft - Miteinander Füreinander. 15 000 Euro, "das ist ein Wahnsinn." An dieser Stelle wollen sie allen Spendern von Herzen danken.

Mit 6000 Euro unterstützt das Hilfswerk Anna Pirker, die mit ihrer 18-jährigen Tochter am Stiller Tor 30 wohnt. Die gebürtige Österreicherin ist erst vor zwei Jahren nach Schmalkalden gezogen. Mit ihrem Mann wollte sie hier heimisch werden, das Häuschen nach und nach sanieren. Doch dann kam alles anders. Plötzlich starb der Ehemann - und dann richtete auch noch das Hochwasser der Stille immensen Schaden an, zum Beispiel am Kanal und an der Zufahrt zum Grundstück, an den Fliesen und Holzpaneelen, an den Türen.

Zum Annehmen überredet

Dass die Menschen so viel Geld gespendet haben , auch für sie, wollte die Mittvierzigerin gar nicht glauben - und anfangs auch nichts annehmen. Doch die Nachbarn haben ihr gut zugesprochen. Familie Siegfried Dauksch vom Stiller Tor 42 hat gar auf 1000 Euro aus dem Spendentopf verzichtet und darum gebeten "das Geld der Anna zu geben, die es dringender gebrauchen kann".

Weitere Hilfe erhalten die Familien Strohmeyer/Groß (1000 Euro), Manfred und Inge Fallenstein (3000 Euro) sowie Familie Siegmar Wedel (3000 Euro). Sie alle beklagen Risse in den Mauern, kaputtes Mobilar, Schimmel auf Fliesen und Gipskarton.

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