Zudem erhob der Flüchtlingsrat in seiner Mitteilung einen weiteren Vorwurf: Einer der Frauen, die an der Auseinandersetzung vom Dienstag beteiligt gewesen sei, sei tagelang medizinische Hilfe vorenthalten worden. Sie sei schwanger gewesen und habe ihr Kind schließlich verloren. Auch dazu ermittelt die Polizei inzwischen. Der Sprecher des Landesverwaltungsamtes sagte, nach den bisherigen Erkenntnissen gebe es keine Hinweise darauf, dass dieser Frau während ihrer Schwangerschaft medizinische Hilfe nicht gewährt worden sei.
Vor dem Hintergrund der Vorwürfe hat der Freistaat die von ihm für das Objekt beauftragte private Sicherheitsunternehmen aufgefordert, drei an dem Vorfall mutmaßlich beteiligten Wachmänner zunächst dort nicht mehr einzusetzen. Die Männer sollten auch zu ihrem eigenen Schutz nicht mehr in dem Heim arbeiten, bis die Vorwürfe geklärt seien, sagte der Sprecher des Landesverwaltungsamt. Die Behörde ist für die Flüchtlingsunterbringung in Thüringen maßgeblich mitverantwortlich.
In den Videos, die unserer Zeitung vorliegen, lässt sich nicht zweifelsfrei erkennen, ob während der Auseinandersetzung in dem Zimmer tatsächlich eine Frau zu Boden gebracht worden ist und ihr das Handy gewaltsam abgenommen werden sollte. Allerdings gibt es Videomaterial, aufgrund dessen die Richtigkeit dieses Vorwurfs nicht ausgeschlossen werden kann. So ist zu sehen, wie ein offenbar weiterer Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes eine andere Person – die sich nicht näher identifizieren lässt – zu Boden reißt. Einen Teil der Video hat der Flüchtlingsrat inzwischen selbst veröffentlicht
In einem weiteren bislang unveröffentlichtem Video ist mutmaßlich zu sehen, dass die Auseinandersetzungen jener Nacht sich nicht nur im Inneren der Erstaufnahmeeinrichtung ereignet haben, sondern auch auf deren Außengelände. Darauf ist zu erkennen, wie zwei Männer an einer Frau – scheinbar eine der Beteiligten an der Auseinandersetzung aus dem Zimmer – herum zerren, wobei einer ruft: „Es reicht!“ Nach einigen Sekunden lassen die beiden Männer von der Frau ab.