Man soll die Feste feiern wie sie fallen, selbst wenn man sich notfalls dafür aus dem Staub machen muss. Dorthin, wo einem niemand die Bude einrennt mit lockeren Sprüchen und Höflichkeitsgeschenken und wo man gewisse runde Zahlen ganz mit sich allein ausmacht. Oder eben fast allein.

Genauso hat es Fritz Waniek getan. Heute wird er siebzig Jahre alt und sagte sich: Ich bin dann mal weg. Weg aus Suhl.

Allerdings wird dieser Ansage sicher kein Buch folgen, wie bei jenem prominenten Autor, der selbigen Satz spruch, auf Selbstfindung ging und dann einen Bestseller schrieb.

Obwohl - zum Aufschreiben hätte auch Fritz Waniek wahnsinnig viel Stoff, ganze Bände könnte er füllen. Jener Mann, dessen Name sich wie der keines anderen Suhlers mit Büchern verbindet. Zeit seines Lebens baute er Brücken - zwischen den Büchern, den Lesern respektive Käufern, und den Autoren. Und das in zwei grundverschiedenen Welten. Bis zum Ende der DDR hatte er als Direktor des Volksbuchhandels im Bezirk Suhl den sozialistischen Warenumschlag im Blick. Danach, fast zehn Jahre, nahm er als Privatunternehmer den Waren- und Geldstrom des Kapitalismus im Blick.

Promis nach Suhl geholt

Seine Familie erwarb 1991 gegen teures Geld das "Haus des Buches", zu DDR-Zeiten in Sachen Literatur das erste Haus am Platz, und er war viele Jahre dort der Chef. Ein Glück für die Suhler, so blieb die Einrichtung der Stadt erhalten. Im Juli wurde das dreißigjährige Bestehen gefeiert. Ein Jubiläum, das angesichts heutiger Kauf- und Lesegewohnheiten durchaus als ein besonderes gelten kann.

Seit zehn Jahren nun leiten seine Kinder Heike und Michael umsichtig die Geschicke des Geschäftes, das dem Vater noch immer regelmäßig einen Abstecher und ein paar Ratschläge wert sind.

Ein Markenzeichen des Hauses waren von jeher die Buchpremieren hiesiger Autoren. Ihnen ein Podium zu geben, fühlte sich Waniek besonders verpflichtet. Landolf Scherzer beispielsweise hat all seine Werke - vom ersten bis zum jüngsten - dort erstmals präsentiert.

Hätte Waniek damals allerdings jemand gesagt, dass er einen Ephraim Kishon, einen Dieter Hildebrandt, einen Egon Bahr oder einem Avi Primor einmal genau an jenem Platz würde begrüßen können wie Scherzer, Schütt oder Walter Werner, er hätte nur ungläubig den Kopf geschüttelt. Obwohl: Insgeheim hätte er schon davon träumen wollen.

Diese Handschriften, sie haben sich natürlich nicht nach Suhl gedrängt, weil es sich hier wie in Leipzig, Hamburg oder Berlin anfühlt. Es war vor allem die Beharrlichkeit des Büchernarren Fritz Waniek, und damit hat er den Suhlern viele interessante Begegnungen ermöglicht. Und über die eine oder andere hat er sich auch privat sehr gefreut. Lilian Klement