Suhl - "Sie morden und foltern, verbreiten Angst und Schrecken. Intellektuellen begegnen sie von Anfang an mit Misstrauen und Ablehnung. Schriftsteller, Journalisten und Oppositionspolitiker stehen für sie auf der Liste potenzieller Feinde ganz oben. Im Vergleich zu den geheimen Diensten der islamischen Welt war die Staatssicherheit im früheren Ostblock ein menschenfreundliches Gebilde. An Brutalität sind die Dienste im Nahen und Mittleren Osten durch nichts zu überbieten."

Spannend, höchst aktuell

Das schreibt Wilhelm Dietl auf Seite 10 seines brandaktuellen Buches "Schattenarmeen. Die Geheimdienste der islamischen Welt". Eine unmissverständliche Sprache. Und Dietl weiß sehr genau, wovon er spricht.

Wen dieses spannende, wie höchst aktuelle Thema interessiert - nicht zuletzt angesichts der Geschehnisse im Iran, im Irak, in Pakistan oder Afghanistan - der dürfte am 29. April im Buchhaus nicht nur einen spannenden, sondern zudem erkenntnisreichen, informativen Abend erleben, der gemeinsam mit der Volkshochschule ermöglicht wird.

Der Journalist Dietl, Jahrgang 1955, hat in Suhl bereits für mehrere aufschlussreiche Stunden in Sachen Geheimdienste gesorgt. Ob über den BND, zusammen mit dem Aussteiger Norbert Juretzko, oder über die verschwiegenen Ladies in den verschiedensten Geheimdiensten dieser Welt.

Diesmal ist Dietl noch einen Schritt weiter gegangen. In der islamischen Welt, die uns Mitteleuropäern oft fremd und unverständlich scheint, agieren die gefährlichsten Untergrund-Organisationen. Sie befinden sich permanent im Kriegszustand. Entsprechend riskant ist es, dorthin Fäden zu spinnen, glaubwürdige Informanten zu finden und selbst mit ungeschorener Haut davon zu kommen.

Die Partner im Westen

Das Letzte was Geheimdienste ertragen, ist, sich in die Karten schauen zu lassen. Dietl brachte das fertig. Er reiste, sprach mit Insidern, Ermittlern und konkurrierenden Diensten. So gelang es ihm, die verborgenen Strukturen und die spektakulärsten Operationen zu beschreiben. Das brachte vor ihm noch keiner zu Papier. Dabei stieß der Autor auch auf die Grauzonen der unheilvollen Zusammenarbeit mit den Partnern im Westen, die nicht selten die Politik heftig tangiert.

Dietl selbst hat eine schillernde Biografie. Während seiner Zeit als Journalist im Nahen Osten, den er wie seine Westentasche kennt, weil er jahrelang dort lebte, bediente sich der BND seines Wissens. Sein Ausstieg ist lange vollzogen. Dennoch warf diese Tätigkeit einen langen Schatten auf sein Leben danach. Gegen Verleumdungen musste er sich gerichtlich zur Wehr setzen.

In seinen beiden letzten Büchern befasste er sich mit dem Innenleben des Bundesnachrichtendienstes: "Deckname Dali" (2007) und "Staatsgeheimnis" (2009). kle

29. April, 19.30 Uhr Buchhaus Suhl: Wilhelm Dietl und sein Buch "Schattenarmeen", erschienen im Residenz Verlag, Eintritt 6 Euro