Sonneberg/Meiningen - Ein Paar beschimpft sich und wird gegeneinander handgreiflich, zwei Mädels prügeln plötzlich aufeinander ein, zwei ältere Schüler zwingen einen jüngeren mit unmissverständlichen Drohungen, seinen Schulranzen für sie auszuräumen... Passanten reagieren zumeist sichtlich verunsichert auf diese Ereignisse - und gehen dann oft einfach weiter.

All dies spielte sich Mitte April in Meiningens Innenstadt ab. Was die unfreiwilligen Zeugen dieser Gewaltausbrüche zunächst nicht ahnten: Sie alle waren Zuschauer eines "unsichtbaren Theaters". Denn die, welche sich da gegenseitig bedrohten oder gar aufeinander einprügelten, waren Darsteller in einem Projekt namens "Augen auf - Eingreifen statt wegsehen". DessenSpielszenen waren im Rahmen einer ohnehin laufenden Theaterwerkstatt der Kunst- und Kreativschule der Volkshochschule Meiningen erarbeitet worden (Lesen Sie hierzu nebenstehenden Beitrag). Natürlich wurden die Passanten von den Machern alsbald darüber aufgeklärt, was man mit alledem eigentlich bezwecken wollte. Ziel war, Zivilcourage zu stärken, die Leute zu sensibilisieren dafür, was rund um sie vorgeht. Letztendlich wurde das Ganze für würdig befunden, mit dem, mit 1 000 Euro dotierten und landesweit vier Mal vergebenen, Thüringer Demokratiepreis des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Familie geehrt zu werden. Dieser wurde Dienstagabend auf der jüngsten Regionalkonferenz des Thüringer Landesprogramms für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit (für Südwestthüringen) im Gemeindezentrum "Wolke 14" im Sonneberger Wolkenrasen verliehen. Übergeben wurde er von Hartmut Schubert, Staatssekretär im Thüringer Sozial- und Gesundheitsministerium, an Projektleiter Julius Kubisch. Der 26-jährige Meininger ist eigentlich selbstständiger Klavierbauer, arbeitet aber auch im Bereich Erlebnispädagogik. Er nutzte die Gelegenheit nicht nur, um dem Publikum das Projekt und seine Zielstellung genauer vorzustellen, sondern auch dazu, anzubieten, mit diesem eventuell auch in anderen Städten Südthüringens aufzuwarten.