Goldisthal/Coburg Retter proben den Ernstfall

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Im Notfall heißt es für die Einsatzkräfte: schnell reagieren. Archiv Foto: Steffen IttigS

Am 22. Juni findet eine Großübung mit 1500 Beteiligten rund um den Tunnel Fleckberg statt. Das Szenario lautet auf einen brennenden Zug in der ICE-Röhre.

 
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Goldisthal/Coburg - Die größte Übung Thüringens kündigt das Innenministerium im Freistaat für Samstag, 22. Juni, an. Dann wird im Tunnel Fleckberg im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ein Großschadensereignis auf der Neubaustrecke VDE 8.1 Ebensfeld-Erfurt nachgestellt. "Etwa 1500 Protagonisten werden direkt in die Einsatzübung eingebunden, hinzukommen Mitarbeiter umliegender Krankenhäuser und der Leitstellen. Erstmalig werden auch Todesfälle in Verbindung mit der psychosozialen und seelsorgerlichen Notfallversorgung von Angehörigen geübt", so Ministeriumssprecherin Tanja Neubauer.

Federführend unterwegs sind bei dem Szenario natürlich die Katastrophenschützer aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, in deren Gemarkung die Übung stattfindet. Doch natürlich will auch Sonnebergs Kreisbrandinspektor Mathias Nüchterlein das Zusammenspiel vor Ort genau beobachten. Da gut 120 Männer und Frauen aus den drei Tunnenbasiseinheiten des Landkreises zuzüglich des Sanitäts- und Betreuungszuges des DRK plus des Regelrettungsdienstes von Regiomed eingespannt sind, ist es für den Ernstthaler die Anwesenheit eine Selbstverständlichkeit. "Es dürfte auch recht spannend werden", sagt Nüchterlein vorab. So lautet das Drehbuch auf einen brennenden Zug mit 300 Verletzten, die allesamt aus dem Tunnel geholt sein wollen. "Die Statisten werden lebensecht geschminkt von Profis. Da wird es leicht und schwer Verletzte Menschen geben, aber auch Tote." Als erstes werden die Goldisthaler auf einem der Rettungplätze Position beziehen. "Dann baut sich das ganze nach und nach auf." Schaulustige sollten sich keinerlei Hoffnung auf ein Spektakel machen. Die Bundespolizei werde das Gelände großräumig absperren, so dass wirklich nur die Einsatzkräfte zum Zug kommen. "Jenseits dessen ist das Gelände aber auch so mitten im Wald und kaum zu erreichen." Möglich wird es für Feuerwehrler und Sanitäter ihr Spezialwissen rund um die Anforderungen einer Tunnelrettung unter Beweis zu stellen, weil die Deutsche Bahn hierfür explizit Freiräume schaffen muss. So gehört es zu den Genehmigungsauflagen des Eisenbahnbundesamtes, dass der Konzern alle paar Jahre Übungen an der Strecke nachweisen muss.

Entsprechend ist die Gesamtstrecke an diesem 22. Juni komplett für die Retter reserviert. Das Zeitfenster wird daher auch im Landkreis Coburg genutzt. Einen echten ICE zum Üben hat die Bahn den Einsatzkräften aus dem Bereich Coburg/Kronach/Lichtenfels zwar nicht zur Verfügung gestellt, doch auch ohne diesen Zusatz wird reichlich Personal unterwegs sein. Coburgs Kreisbrandinspektor Stefan Zapf und BRK-Kreisbereitschaftsleiter Claus Weigand sprechen von rund 130 Kräften vom Bayerischen Roten Kreuz und 150 von der Feuerwehr, die sich beteiligen. Die Übung findet an den Tunneln Reitersberg (Rödental) und Rennberg (Grub am Forst) statt, die beide über einige Besonderheiten verfügen. So müssten die Retter beim Tunnel Rennberg zum Beispiel ein 30 Meter hohes Treppenhaus überwinden. In Rödental sind es die Notausgänge, die speziell sind: hier seien entweder zu Fuß oder fahrend 100 Meter zu überwinden. Nicht geübt werde laut Zapf die Zusammenarbeit der Rettungsorganisationen: "Das werden wir im nächsten Jahr machen."

Für die Feuerwehr gehe es insbesondere darum, die speziell ausgerüsteten und gebildeten Tunnelbasiseinheiten zu trainieren. Das seien Einheiten, die besonders gut auf Einsätze in den langen Röhren vorbereitet sind. Von ihnen gibt es in der Region insgesamt neun Stück.

Bei der Übung vor einigen Jahren, bevor die Strecke in Betrieb gegangen war, stellten die Feuerwehren fest, dass es sehr schwierig ist, Löschwasser in den Tunnel zu bringen. "Das haben wir inzwischen im Griff. Die Bahn hat Rohrleitungssysteme installiert, an denen wir üben werden", erklärt Zapf.

Für den Rettungsdienst wird es laut Weigand darum gehen, Verletzte möglichst schnell aus dem Tunnel zu bringen und den Umgang mit Spezialmaterial zu üben. "Wir werden versuchen, die Theorie in der Praxis umzusetzen", sagt der Kreisbereitschaftsleiter. So ganz ohne Zusammenarbeit werde es übrigens auch am 22. Juni nicht gehen: "Wir werden die Verletzten an die BRK-Sanitäter übergeben", kündigt Zapf an.

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