Köppelsdorf/Steinbach Mit über 40 Jahren zum allerersten Einsatz

Madlen Pfeifer
Eine soziale Ader hat Michael Dorn schon immer. In seiner Jugend und darüber hinaus engagierte er sich beim Arbeiter-Samariter-Bund. Mittlerweile ist er seit vier Jahren Feuerwehrmann in der Wehr Sonneberg-Köppelsdorf. Foto: privat

Hilfsorganisationen im Kreis leiden seit Jahren unter Einsatzkräftemangel. Allein auf den Nachwuchs können Feuerwehrler und Co. nicht mehr bauen. Quereinsteiger müssen her. Einige gibt es schon. So etwa Michael Dorn.

 
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Köppelsdorf/Steinbach - 2011 hat es Klick gemacht. Auf alle Fälle was Michael Dorn und seinen Weg hin zur Feuerwehr angeht. Beim Berufsfeuerwehrtag der Jugendfeuerwehren der Stadt Sonneberg war das, als er als Statist mitwirkte. Ein Unfallopfer habe er dort gespielt, erzählt er. Doch das Ehrenamt selbst ist für ihn bis dahin, bis zu seinem 37 Lebensjahr, keineswegs etwas Neues.

Helfer-Porträts

Dass der Quereinstieg ins Ehrenamt funktionieren kann, sollen die Ge-schichten von zehn Frauen und

Männern aus dem Landkreis zeigen, die "erst" im Erwachsenenalter den Weg zu DRK, Bergwacht,

Feuerwehr oder THW gegangen sind. Was sie dazu motivierte? Wie sich der Alltag für sie mit dem Ehrenamt gestaltet? Warum sie nichtmehr ohne können? Das und mehr erzählen die insgesamt zehn Kameraden nun nacheinander in loser Folge innerhalb der Serie "Quereinstieg ins Ehrenamt" in Freies Wort .

Michael Dorn ist heute 44 Jahre alt und ein fester Bestandteil der Freiwilligen Feuerwehr Sonneberg-Köppelsdorf - neben 19 Kameraden und drei Kameradinnen. Schon im Jahr 2008, erzählt er, habe er erste Kontakte mit jener Wehr knüpfen können. Denn zu diesem Zeitpunkt ist sein Sohn Louis jener Jugendtruppe beigetreten. Und so entschloss sich schließlich auch der Vater 2011 zunächst Mitglied im hiesigen Feuerwehrverein zu werden. Drei Jahre später wagte er dann auch den Schritt in die Freiwillige Wehr. Und so ist Michael Dorn im Alter von 40 Jahren Feuerwehrmann geworden.

Keine ganz so leichte Aufgabe, wie er selbst sagt. "Am Anfang hatte ich schon Schwierigkeiten, vor allem bei der Truppmannausbildung." Die er 2015 zusammen mit einem Sprechfunklehrgang am Kreisausbildungszentrum der Feuerwehr absolvierte. Die Grundausbildung zum "einfachen Feuerwehrmann" im schon vorangeschrittenen Alter zu meistern, sei deshalb etwas knifflig, weil oft davon ausgegangen werde, dass man selbst schon Mitglied einer Jugendfeuerwehr gewesen sei und somit bereits fundierte Kenntnisse besitze. "Aber", sagt Dorn heute mit etwas Abstand, "durch die Unterstützung meiner Kameraden war auch das zu meistern."

Seine Feuerwehrgenossen haben ihm 2014 mit offenen Armen empfangen, was zum einen ihm den Einstieg angenehm gestaltet und zum anderen der Wehr geholfen hat, die Zahl der Aktiven - entgegen der jahrelangen Minus-Entwicklung - mit einem Plus zu versehen. Waren es vor zehn Jahren noch 26 Frauen und Männer sind es heute, mit Michael Dorn, zwar ein paar weniger aber immerhin 22.

Mittlerweile gehört das Dasein als Feuerwehrmann für ihn dazu. Übermäßig viel Zeit müsse er nicht investieren. Es halte sich im Rahmen. "Es hat sich eingependelt." Andere, so sagt er, würden eben in ihrer Freizeit Fußballspielen. Und er zu Einsätzen ausrücken. An seinen ersten großen kann er sich noch gut erinnern. Der Brand der Flüchtlingsunterkunft im Jahr 2016 in der Sonneberger Beethovenstraße war das. Ein bewegender Moment für den Mann, der da sein "erstes echtes Feuer hautnah erlebt" hat.

Michael Dorn ist seit 21 Jahren glücklich verheiratet und hat neben seinem 15 Jahre alten Sohn noch eine 20-jährige Tochter. Die Familie ist in der Kreisstadt zu Hause - seit mehr als 20 Jahren. 1997 zog Michael mit seiner Frau Andrea von Neustadt bei Coburg nach Sonneberg beziehungsweise in den Ortsteil Steinbach. Sein Weg zum Ehrenamt hat bereits in seiner einstigen Heimat begonnen. Dort, wo seine Eltern den Ortsverband Neustadt bei Coburg des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) mit gründeten. Und so verwundert es nicht, dass Michael zunächst von 1982, im Alter von acht Jahren, bei dem Jugendverband dieser Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation, der ASJ, tätig und später bis 1992 beim ASB aktiv war. Er hat dort etwa Sportplatzdienste übernommen, den Internationalen Volkswandertag oder verschiedene Kurse mit betreut. Aufgrund des Umzuges in die Kreisstadt beendete er schließlich seine Arbeit beim ASB. Den Weg zum Ehrenamt hat er nun ja aber wieder gefunden.

Michael Dorn arbeitet hauptberuflich als Zerspanungsmechaniker bei der HydoCut GmbH in Neustadt. Und nicht nur das. Er ist zudem Ersthelfer dort. Das soziale Engagement begleitet ihn also auch am Arbeitsplatz. Dass er bei der Feuerwehr aktiv ist, werde von seinem Arbeitgeber akzeptiert, erzählt er. So seien etwa Einsätze in der Nacht oder am frühen Morgen und dass er deshalb womöglich später zur Arbeit komme, kein Problem. Ein wichtiger Punkt für alle Wehren im Kreis, denn 60 Prozent von ihnen sind - gerade in der Zeit von 6 bis 17 Uhr - nicht oder nur bedingt einsatzbereit.

Feuerwehrmann zu sein bereitet ihm Freude. Es hat inzwischen sogar seinen eigenen Ehrgeiz geweckt. Demnächst, so sagt er, möchte er noch einen Lehrgang zum Maschinist für Löschfahrzeuge besuchen. Mehr habe er aber erst einmal nicht geplant, schließlich sei er ja nicht mehr der Jüngste. Und doch ist er den Weg zur Feuerwehr gegangen - mit 40 Jahren. Womit er seiner Linie, seiner Neigung zum Ehrenamt treu bleibt, wofür er, wie er es empfindet, auch von allen Seiten - ob von Familie, Freunden oder Kollegen - Dank und Anerkennung entgegengebracht bekommt.

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