Sonneberg - Früher habe er selbst mit Leidenschaft Fußball betrieben, neben der Leichtathletik, sagte Karl-Heinz Großmann. "Vielleicht ist da auch manches liegen geblieben", fügte er mit einem Lächeln hinzu.

Hängen geblieben hingegen muss wohl so einiges aus der aktiven Fußballer-Zeit sein, wie die ersten Sätze seines Debütromans "Der Tod des Fußballspielers" zeigen: "Thomas Langerbach wuchtet den Ball gegen die selbstgebaute Schusswand - Vollspann. Das Standbein neben dem Ball, der Oberkörper vornüber geneigt, schulmäßig. Das Schussbein zieht durch, trifft das Leder auf dem Punkt, schwingt aus . . . Der nasse Ball klatscht gegen die Bretterwand und prallt mit gebremster Schärfe zurück. - Standbeinwechsel. Linksschuss." Derart detailliert schildern kann nur, wer selbst jahrelang den Fuß am Leder hatte.

25 Jahre nach der ersten Veröffentlichung legte der Salier-Verlag in Leipzig Großmanns Debüt-Krimi neu auf. Statt in grellem Grün präsentiert sich das 2011-Cover dezent in Schwarz-Weiß mit einer Holzfigur aus einem Tischfußballfeld. Letzten Mittwoch präsentierten der Autor und Volker Huß, Geschäftsführer der Sonneberger Buchhandlung, das neue alte Büchlein am Tatort Stadion Sonneberg, genauer in der dortigen Gaststätte. Rund 20 Gäste waren gekommen, um Großmann bei seiner Lesung zu lauschen. Die meisten von ihnen hatten das Buch schon daheim im Regal stehen, wussten also, worum es ging. "Viel hat sich nicht geändert", so der Autor. "Nur ein Abkürzungsverzeichnis wurde angefügt, in dem Kürzel wie ABV, BSG, GST oder VEB erklärt werden. Für die jüngere Generation, die damit vielleicht nichts mehr anfangen kann."

Geplant war ein literarisch-musikalischer Abend gemeinsam mit Wolfgang Brand, der den Erzähler mit Mundartliedern auf der Gitarre begleiten sollte. Doch leider war dieser verhindert. Stattdessen gab es die Lieder mit Texten von Großmann und Musik von Brand eben vom Band. "Damit wollte ich einen Kontrast schaffen zum Krimi, der in Hochsprache verfasst ist, und als Ausgleich zur sonoren Stimme während des Vorlesens", so der Autor.

1986 wurde "Der Tod des Fußballspielers" erstmals im Greifenverlag Rudolstadt veröffentlicht, noch zu DDR-Zeiten ein zweites Mal aufgelegt und ins Russische übersetzt, womit er einen Platz in einer Kriminalroman-Sammlung gemeinsam mit tschechischen Geschichten fand. Auch hier sollte eine weitere Auflage folgen, doch dann kam die politische Wende. Damals schrieb Großmann an einem Drehbuch für die Fernsehreihe "Polizeiruf 110", "Stromstoß" sollte es heißen. Zur Verfilmung kam es jedoch nie.

Überraschende Wendung

Der Greifenverlag stand 1993 vor dem Bankrott, die Rechte gingen an die Autoren zurück. Vor zwei Jahren wurde der Verlag neu gegründet, wollte zahlreiche seiner damaligen Autoren wieder für sich gewinnen. Auch Karl-Heinz Großmann. Doch dieser hatte in der Zwischenzeit schon in Leipzig eine neue Heimat und einen Lektor gefunden, mit dem die Zusammenarbeit gut funktionierte. Hier veröffentlichte er nach der Wende seine Kommissar-Fest-Krimis. "Also habe ich es dem Salier-Verlag angeboten", so der Jagdshofer. Sein Riecher sollte sich als richtig herausstellen: Nach Zeitungsberichten mussten die Verantwortlichen des Greifenverlags Anfang diesen Jahres erneut Insolvenz beantragen.

Klassisch habe er seinen Kriminalroman aufgeteilt: "Der Mord geschieht gleich in der Exposition, die ich mit 'Faktum' betitelt habe", erklärte Großmann. "Es folgt ein langer Plot, bis es schließlich zur Konfliktlösung im letzten Kapitel mit dem Titel 'Lokaltermin' kommt." Mit Hingabe und Leidenschaft trug der Autor Passagen aus einigen Kapiteln vor. Witzig, traurig, verschmitzt und vor allem spannend geht es zu in seinem "Fußballspieler". Psychologisches Fingergefühl fehlt ihm nicht. Auch ein paar Seitenhiebe und Spitzen habe er verteilt, "das fiel mir erst jetzt beim lauten Lesen wieder auf."

Der Leser tappt eine lange Zeit im Dunkeln. Von der Bestandsaufnahme am Tatort über die schwierigen Ermittlungsarbeiten von Hauptmann Mirring bis hin zur Auflösung im 30. Kapitel hält Großmann nicht nur seinen Ermittler auf Trab. Den Schluss verriet er den Gästen natürlich nicht. "Denn nun muss der Knoten entwirrt werden", so der Autor. "Eines kann ich jedoch versprechen: Es kommt zu einer überraschenden Wende. Und niemand kann am Anfang wissen, wer letztlich der Mörder ist." Auch wenn ihm das so mancher vor 25 Jahren weismachen wollte.

Pünktlich zum Bücherherbst soll der neue Kommissar-Fest-Roman erscheinen mit dem Titel "Die Rumpelkammer". Großmann bleibt also dem Kriminalroman treu, und natürlich auch der Mundart, die sich hin und wieder in seine Bücher einschleicht.

Ja, es ist schon einiges hängen geblieben aus der Zeit, als Großmann noch leidenschaftlich Fußball spielte. Zum Beispiel, dass Niederlagen einen immer weiter bringen als Siege.

Das neue Debüt

Karl-Heinz Großmanns "Der Tod des Fußballspielers" ist in der Neuauflage im April 2011 im Salier-Verlag Leipzig erschienen. ISBN: 978-3-939611-66-0. Das Buch ist in der Sonneberger Buchhandlung, die auch weitere Großmann-Titel führen, in der Ernststraße für 12,90 Euro erhältlich.