Breitungen - "Die Sonne schickt keine Rechnung" - diesen Satz des früheren Fernsehmoderators und Autors Franz Alt haben sich die Chefs des Photovoltaik Zentrums Kolitzheim bei Schweinfurt zu Herzen genommen und mit ihrer Vision verbunden, einen großen Teil des Strombedarfs in Deutschland durch Solarkraftwerke zu ersetzen. Mehr als 70 Freiflächen-Solarkraftwerke haben die Firmen um die Beck Energy GmbH nach eigenen Angaben seit 2002 in ganz Europa gebaut - und nun liebäugeln sie auch mit Flächen um Breitungen.

Günther Blank von Beck Energy stellte die Pläne in der jüngsten Gemeinderatssitzung vor. Demnach will die zur Gruppe gehörende Firma Climagy auf dem Pleß ehemals von der Armee genutzte Flächen kaufen, um darauf Solaranlagen zu bauen. Es geht um ein Areal von 4,5 Hektar Fläche, auf dem die Militärbrachen stehen. Die Fläche kann nicht komplett bebaut werden, doch es würde nach Blanks Angaben für eine Solaranlage reichen, die Strom für 248 Drei-Personen-Haushalte produziert und damit 525 Tonnen CO2 im Jahr einspart. Die Fläche wird von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIma) verkauft; die Planungshoheit liegt jedoch bei der Gemeinde. Sie kann entscheiden, ob ihr ein Solarpark auf dem Pleß gefällt.

Eine zweite, für Solarmodule geeignete, Fläche haben die Planer im Gewerbegebiet Nord ausfindig gemacht. Dort ist die Gemeinde seit 15 Jahren Eigentümerin einer gut zwei Hektar großen Fläche, auf der sich bislang kein Investor niedergelassen hat. Die Firma Climagy würde die Fläche für 20 Jahre pachten und darauf ein Solarkraftwerk errichten. In der kleinen Version könnte hier Solarstrom für 143 Haushalte produziert und damit 300 Tonnen CO2 im Jahr eingespart werden. Nimmt man weitere Flächen dazu, die bislang verschiedenen Eigentümern gehören, würde ein gut 4,7 Hektar großes Feld entstehen. 3,22 Hektar davon könnte man mit Solarmodulen bestücken und ein Kraftwerk für umgerechnet 355 Haushalte bauen. Es würde 700 Tonnen CO2 einsparen. Der Profit für die Gemeinde bei dieser Variante läge nicht nur in den Pachteinnahmen, warb Blank. Das Kraftwerk würde neben Strom auch Gewerbesteuer produzieren.

Um das Solarkraftwerk käme ein Zaun, der begrünt würde. Wenn's sein soll, auch mit Rosen, wie Blank von Auflagen an einem anderen Standort erzählte. Normalerweise wünsche die untere Naturschutzbehörde einen Magerrasen unter und zwischen den Modulen. Da lediglich das Umspannwerk auf einer Betonfläche stehe, die Gestelle für die Module jedoch in den Boden gerammt werden, würden weniger als ein Prozent der Fläche versiegelt, erklärte Blank und berichtete von "jeglichem Kleingetier", das sich unter den Modulen tummle. Tiere wie Pflanzen schätzten den ruhigen, schattigen Lebensraum.

Grundsätzlich schien den Gemeinderäten die Idee zu gefallen. Allerdings wolle man die Gewerbeflächen auch so gut wie möglich vermarkten - und die Ertragsvorschau ist nicht allzu üppig.

Das weiß auch Bürgermeister Peter Heimrich (SPD). Die Kraftwerks-Pläne begrüßt er dennoch - wissend, wie schwierig Gewerbeflächen auf dem Land zu vermarkten sind. Heimrich hält den Gedanken nicht für schlecht, der Einladung der Solar-Fachleute zu folgen und mit dem Bauausschuss das Photovoltaik Zentrum in Kolitzheim zu besuchen, um dann "schnellstmöglichst zu entscheiden".

Breitungen ist in Kolitzheim schon länger ein Begriff. Die Beck-Energy-Gruppe hat die in Insolvenz geratene Metall- und Kunststofftechnik Breitungen GmbH (MKB) übernommen und damit ihr Fortbestehen gesichert. Der neue MKB-Geschäftsführer ist Chef mehrerer Firmen - auch der des Solarkraftwerk-Bauers Climagy. uf