Schmalkalden - Kommen prominente Gäste, wie jüngst Staatsministerin Monika Grütters, oder Bischof Martin Hein nach Schmalkalden, ist ein Abstecher zum Neumarkt obligatorisch. Denn hier steht mit dem 1203 errichteten Hessenhof eines der bedeutendsten Bau- und Kunstdenkmale Thüringens. Einst Verwaltungssitz der Thüringer und ab 1306 der Hessischen Landgrafen, Tagungsort des Schmalkaldischen Bundes, Witwensitz der Elisabeth von Rochlitz - und seit den 1990er-Jahren im Besitz des Freistaates Thüringen. Zudem birgt der Keller des Hauses mit der Darstellung der Iwein-Sage einen ganz besonderen Schatz. Die Malereien nach dem Epos des Hartmann von Aue gehören zu den ältesten profanen Wandmalereien Mitteleuropas und sind - wie das gesamte Haus - stark gefährdet.

5,6 Millionen Euro, so die Schätzung aus dem Jahr 2015, würde die Sanierung kosten. Die Hoffnung, diesen Kraftakt in absehbarer Zeit zu schaffen, hat Bürgermeister Thomas Kaminski inzwischen aufgegeben. Der Hessenhof hat zurzeit keine Priorität, sagt er. Der Schwerpunkt der Stadt liege aktuell auf fünf anderen, städtebaulich wichtigen Bauprojekten: LutherLoft, Kirchhof 3, Schlossberg 1, Neumarkt 7 und Weidebrunner Gasse 28. Der Hessenhof wäre freilich das Sahnehäubchen, räumt der Stadtchef ein. Aber die Aussichten, dass sich alsbald etwas sichtbar bewegen könnte, sind anscheinend gering. So lange sich die Ministerien in Erfurt nicht einigen können, wer zuständig ist, erwartet Kaminski keine Lösung. Seines Wissens nach hat sich nun Staatssekretär Arnold Seul aus dem Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft des Themas angenommen. "Wir stellen noch einmal alle Unterlagen zusammen und schicken sie nach Erfurt", sagt der Stadtchef. Er rechnet nun mit einer Fertigstellung 2021 oder 2022, vorbehaltlich der entsprechenden Unterstützung durch den Freistaat.