Trusetal - Hart, aber nicht immer fair: Beim Kampf um den Bürgermeisterposten hat es sich nach Hänsels Einschätzung um eine teils verunglimpfende öffentliche Auseinandersetzung gehandelt, die sowohl in seiner harschen Intensität wie auch in der geringen Wertschätzung durch die Akteure beängstigend war.

In der Stadtratssitzung bemerkte der CDU-Politiker, dass diese Art des Umgangs miteinander in ihm viele Fragen aufgeworfen habe. Er hoffe, in den nächsten Monaten Antworten darauf zu bekommen, wie die Parteien und die Bürger in den Ortsteilen damit umgehen und künftig ihr Miteinander gestalten wollen. Gerade die Wahlflyer am Vorabend des Tages der Stichwahl seien hierbei mit großer Sorge zu sehen. An deren Verfasser richtete er die Frage, welchen politischen Antrieb sie überhaupt haben oder ob ihr Gesicht nur "ein alternder ewig gestriger grauer faltendurchzogener Schatten voll Hass und Intrigen" sei. Die beiden Kommunen Brotterode und Trusetal hatten im Herbst vorigen Jahres das "Ja-Wort zur kommunalen Ehe ausgesprochen, einen Einigungsvertrag - aus Mangel an Zeit vielleicht zu schnell - ausgearbeitet und ratifiziert. "Uns war aber allen klar, dass die Bürger unserer beiden Kommunen eigentlich und ich möchte nochmals betonen "eigentlich" noch nicht so weit waren, um einen gemeinsamen Weg als Stadt Brotterode-Trusetal zu gehen", sagte Hänsel rückblickend. Aber die Stadträte wären mit ihrem politischen Willen diesen Weg gegangen, um die Stadt für die Zukunft konkurrenzfähig zu machen, den Bürgern etwas bieten zu können und eine lebenswerte Kommune zu gestalten. "Dass da manches noch holprig anläuft, ist der Größe des Ganzen geschuldet und muss nach und nach abgestellt werden, erklärte Hänsel.

Besonders haben ihn in dem ominösen Flyer die Sätze "Sollen 3000 Brotteröder über 4000 Trusetaler herrschen?" und "Sollen Trusetaler Gelder nur noch in einem Fass ohne Boden in Brotterode verschwinden?" geärgert. Es sei doch ernsthaft zu hinterfragen, ob diese Behauptungen der Realität entsprechen, so der Brotteroder Ortsteilbürgermeister sachlich. Man solle Politik nicht mit Parolen betreiben, sondern Demokratie und Parteienvielfalt Raum geben, merkte Michael Hänsel vor dem Stadtrat an. "Wir sind auch der Meinung, dass dieses Ganze nichts mit freier Meinungsäußerung zu tun hat, es ist einfach nur verwerflich - und überflüssig obendrein", bekundete er den Standpunkt der CDU-Fraktion. Bei diesem Wahlkampf sei gerade bei den Menschen in Brotterode viel Vertrauen verloren gegangen. An die Stadträte aller Parteien und Fraktionen appellierte er zu helfen, "dass jeder Bürger - egal ob oben oder unten - sein Vertrauen, welches er in uns Politiker gesetzt hat, zurückbekommt". Die Botschaft zum Miteinander im Stadtrat kam offensichtlich an, denn Widerspruch bekam CDU-Stadtrat Hänsel nicht. Bürgermeister Karl Koch räumte gar ein, dass an dem Dilemma wohl beide Seiten schuld hätten und bekräftigte, dass er überparteilich ein Bürgermeister für aller Einwohner von Brotterode-Trusetal sein wolle. Zugleich erinnerte er in dem Zusammenhang an die Wahl 2006. Die damaligen Kandidaten Töffels, Heidenreich und Koch hätten einen fairen Wahlkampf geführt. "Da sind wir uns beim Plakate kleben begegnet und haben uns gegrüßt und unterhalten", berichtete der wiedergewählte Ortschef. Der von Hänsel betonten Notwendigkeit, Vertrauen wiederherstellen zu müssen, musste er nichts hinzufügen.