Schmalkalden - Robert Eberhardt, 22 Jahre, Student der Geschichte und Kunstgeschichte, hat im August 2008 als jüngster Verleger Deutschlands den "Wolff-Verlag" gegründet. Mit dem literaturhistorischen Band "Seume und Münchhausen" hat der Mittelschmalkalder jetzt sein drittes wissenschaftliches Buch herausgebracht. Insgesamt hat der Wolff-Verlag in den knapp zwei Jahren fünf Bücher ediert. Als erste Autorin stellte Eberhardt die pensionierte Gymnasiallehrerin Sunnihild Schmidt vor. Unter dem Titel "Die Trollschen Lehrjahre" schrieb sie das Tagebuch eines in Schmalkalden bekannten Pädagogen. Mit Dr. Lieselotte Richter kam in diesem Jahr eine weitere Autorin hinzu. Vor interessiertem Publikum in der voll besetzten Belle Etage des Kunsthauses stellte Robert Eberhardt am Freitag sein neuestes Werk vor. Wir sprachen mit dem jungen Mann.

Was macht das Studium der Geschichte und Kunstgeschichte?

Momentan bin ich nicht in Heidelberg. Seit Februar studiere ich an der Sorbonne in Paris. Dieses Auslandssemester war geplant und Paris ist natürlich die perfekte Stadt. Es ist wunderbar.

Wie geht es dem Verlag?

Man hält die Fahne des Kulturellen hoch, macht ein Projekt nach dem anderen mit Einsatz und hofft, dass es sich rechnet.

Wie schaffen Sie das?

Mit Einsatz und Leidenschaft für die Themen. Man hat 24 Stunden Zeit am Tag. Wenn man nur allein das Fernsehen streicht, bleiben abends vier Stunden für die Arbeit. Auch meine Familie unterstützt mich sehr.

Nach dem Lyriker Andreas Wiß haben Sie die Dichterfreundschaft von Seume und Münchhausen ausgegraben. Könnte man Sie als Schmalkalder Dichter-Detektiv bezeichnen?

Wenn es sein muss. Johann Gottfried Seume war in Schmalkalden und hatte mit Freiherrn Karl von Münchhausen, dem Vetter des Lügenbarons, eine ganz besondere Dichterfreundschaft. In jener Zeit um 1800 war das eine unbeachtete Freundschaft neben der von Goethe und Schiller. Aber, es ist der einzige Moment, wo Schmalkalden in der Literaturgeschichte mal eine Rolle spielte. Im Seume-Jahr 2010, dem 100. Todesjahr des Dichters, wollte ich das mal wieder zeigen.

So eine wichtige Sache war bisher noch nicht bekannt?

Man hätte es wissen können. Vielleicht war die Dichterfreundschaft ein bisschen bekannt. Immerhin war einmal eine Schule nach Johann Gottfried Seume benannt worden.

Sie bringen Typen, die heute keiner mehr kennt, ziemlich modern ins Gespräch. Was oder wer kommt demnächst?

Frau Bergrätin und Dichterin Arnoldine Wolf. Sie hat Seume und Münchhausen hier zusammengebracht. Eigentlich wollte ich von Anfang an über sie schreiben und ihre Gedichte herausbringen. Doch über sie bin ich auf Andreas Wiß und dann die Dichterfreundschaft gestoßen.

Schmalkalden also ein Hort unbekannter Dichter?

Ich glaube nicht und will nicht nur Schmalkalden beackern. In der verlegerischen Tätigkeit konzentriere ich mich auf die Regionen Hessen und Mitteldeutschland. In diesem Jahr bringe ich mit Dr. Lieselotte Riedel eine weitere Autorin heraus. Die Ärztin aus Bad Salzungen hat unter dem Titel "Das Gespenst von Frankenstein" Sagen aus dem Raum Bad Liebenstein aufgeschrieben. Im Oktober liest sie daraus in der Stadtbibliothek.

Sind Sie davor auf der Buchmesse?

Ja, das erste Mal und als kleiner Verlag wird das ziemlich teuer. Aber ich hoffe, dass dann alle 700 000 Besucher der Buchmesse an meinem Stand vorbeikommen und sich für die Bücher und damit auch für Schmalkalden interessieren.

Ist der junge, gut aussehende und erfolgreiche Verleger noch zu haben?

Hmm - nächste Frage.

Was war eigentlich das Besondere an dieser Freundschaft zwischen Seume und Münchhausen?

Ziemlich viel Spannung und schöne Verse. Ansonsten steht alles im Buch, das es im Handel und auf Bestellung im Verlag gibt.

Gespräch: Margit Dressel