Floh Dem Ziel einen Schritt nähergekommen

Zwölf Tage harter Arbeit haben sich für Miko gelohnt: Er kann jetzt selbstständig in seinem Zuhause die Türen öffnen und hat eine ganz neue Körperspannung. Die Therapie wurde mit Spenden unserer Leser finanziert.

 
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Floh - Miko lässt nicht locker. Noch ein Stückchen näher rutscht er an die Küchentür, noch etwas und dann macht er seinen Rücken gerade. Jetzt greift er die Türklinke und drückt sie herunter. Die Tür ist auf, Miko lässt sich wieder nach unten fallen und rutscht hinaus in den Flur.

Was sich für die meisten so einfach anhört, ist ein großer Fortschritt für den Siebenjährigen. Als Extremfrühchen in der 26. Schwangerschaftswoche geboren, wird der kleine Floher sein Leben lang gehandicapt sein. Er hat Pflegegrad 5, braucht 24 Stunden Betreuung. Die bekommt er vor allem von seiner Familie, den Eltern Sabrina und Christian sowie Bruder Fynn. In den vergangenen Wochen hat die Familie allerdings gemerkt, dass sie auch Hilfe von anderen, ja sogar fremden Menschen, bekommt.

Conny Luck, eine Freundin, hatte die Familie Danz bei der Aktion "Finanzspritze" der Heimatzeitungen angemeldet. Doch da passte sie eigentlich nicht rein. Aber sie passt genau zum Zweck des Hilfsvereins der Heimatzeitungen Freies Wort und Südthüringer Zeitung , "Freies Wort hilft - MITEINANDER-FÜREINANDER". Der ist nämlich: unverschuldet in Not geratenen Menschen aus der Region zu helfen.

Bei Familie Danz stand eine Therapie an. Eine, die keine Krankenkasse übernimmt. Wieder einmal eine, müsste es wohl treffender heißen. Denn nicht nur, dass die Familie immer wieder mit Kasse und Behörden um die Übernahme von Behandlungs-, Heilmittel- oder Umbauten streiten muss (aktuell geht es um den Treppenumbau), sie bestreitet die Kosten für zusätzliche Therapien auch aus eigener Tasche.

Die Adeli-Therapie ist so eine. Als die Heimatzeitung am 7. September über diese Situation berichtete, löste das mehrere Reaktionen aus. Zum einen bekam die Familie direkt viele positive Reaktionen, Sabrina Danz wurde zur Kirmes, auf Arbeit und im Ort auf den Bericht angesprochen, erhielt Anrufe, sogar aus Ilmenau. "Die meisten sagten, sie wussten nicht, was Mikos Erkrankung alles mitsichbringt"; erzählt die Mutter. Spontan habe ihr eine Mitarbeiterin vom DRK einen Geldschein gegeben, als sie Miko in der Schule abholte. Ähnlich erging es Conny Luck, die bei einer privaten Feier von einem anderen Gast 50 Euro bekam, um sie an Familie Danz weiterzureichen.

Der Vorstand des Hilfsvereins hatte sich bereits entschieden, 1000 Euro, plus einen Teil des Spendenerlöses der Benefizaktion des Meininger Theaters an Familie Danz weiterzureichen, damit sie diese Therapie einmal nicht alleine finanzieren muss. Der Zeitungsbericht animierte zudem weitere Leser, auf das Konto des Hilfsvereins für Miko zu überweisen. So kam die Hälfte der benötigen 5000 Euro durch Spenden unserer Leser zustande. "Als wir das hörten, konnten wir es kaum fassen. Wir möchten uns bei allen Spendern herzlich bedanken", sagt Christian Danz bei der Scheckübergabe.

Die Behandlung und der Aufenthalt im slowakischen Heilbad Piešt’any, aber vor allem das Ergebnis, haben die Eltern überzeugt, sich vor einer Woche für eine zweite Therapie im nächsten Jahr wieder anzumelden. "Alles war perfekt und völlig unkompliziert: Die Therapeuten, die Klinik, die Unterkunft, der Service und die Freundlichkeit", lobt Sabrina Danz das mehrsprachige Team der Reha-Klinik. Vom Baby bis zum Erwachsenen werden Patienten dort mit der in der Raumfahrt entwickelten Therapie behandelt. Aus aller Welt kommen die Patienten dorthin. Und auch an die Mutter wurde gedacht. "Für mich lagen gleich drei Massagegutscheine bereit. So etwas habe ich noch nie in einer deutschen Klinik erlebt", erzählt sie.

Kurz nach 6 Uhr hieß es aufstehen, denn um 8 Uhr begann Mikos Magnettherapie. Das ist ein Kissen, das auf Mikos Gliedmaßen gelegt wurde, um die körpereigene Energie zu stimulieren. Dann folgten 30 Minuten Sauerstofftherapie. "Diese soll schlafende Zellen im Gehirn anregen, um seine Leistung und Konzentration zu erhöhen, was auch gelang", sagt Sabrina. Danach wurden in der Logopädie eine halbe Stunde Töne und Geräusche geübt, ehe Miko für zwei Stunden in den Kosmonautenanzug schlüpfte. "Durch die gespannten Gummibänder wird der Körper immer in der optimalen Position gehalten und klappt nicht zusammen", versucht Sabrina Danz, die ihren Sohn während der Therapiestunden alleine bei den Physiotherapeuten lassen musste, die Funktionsweise zu erklären.

Miko lief in diesem Anzug fast alleine, saß auf einem Pezziball, stieg Treppen, machte Liegestütze, kniete. Alles diente dazu, die Muskeln aufzubauen und zu kräftigen. "Das war harte Arbeit für ihn, aber er hat super mitgemacht", lobt Mama Sabrina. Er kann nun den Oberkörper viel besser durchstrecken, übernimmt selbst mehr Gewicht und hat gelernt, dass er sich auf seinem rechten Bein halten kann. "Das konnte er vorher gar nicht, denn er ist rechtsseitig gelähmt. Die ganze Körperspannung ist nun anders", ergänzt Papa Christian.

Der Aufenthalt habe gezeigt, dass Miko auf einem guten Weg sei. "Wunder können die Therapeuten dort nicht vollbringen, aber das hatten wir auch nicht erwartet", weiß Sabrina Danz. Doch sie haben gesehen, dass dort ein Kind, das mit einem halben Gehirn geboren wurde, laufen gelernt hat. Das ist das große Ziel, das die Eltern aus Floh auch für ihr Kind erreichen wollen.

Miko kann jetzt auch besser sprechen, ja, er fluche sogar, wenn ihm etwas nicht passe. Etwas, worüber die meisten Eltern gar nicht so erfreut sind, bringt Sabrina und Christian zum Lachen. Aber sie sind eben nicht wie die meisten Eltern, sie haben ein behindertes Kind und sind trotz allem, was sie anders macht, so wohltuend offen, liebenswürdig, eben ganz normal. Einfach toll diese Familie Danz!

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