Turnen macht schön – der wohlgeformte muskulöse Körper des frischgebackenen Reck-Weltmeisters Fabian Hambüchen ist nicht zu übertreffen. Turnen macht mutig – nichts ist so atemberaubend wie ein Salto über der Reckstange. Turnen macht klug – viel Gehirnschmalz ist nötig, um die komplizierte Koordination einer Geräteübung zu beherrschen. Turnen müsste so gesehen eigentlich Volkssport sein. Das war es auch einmal, denn die Turner waren die ersten organisierten Sportler. Aus ihren Vereinen entwickelten sich andere Sportarten, auch Fußball. Athleten mit einer soliden turnerischen Ausbildung setzen sich in nahezu allen Sportarten durch. Die Flickflacks und Salti vieler Kicker nach Torerfolgen werden nicht im Fußballtraining erlernt. Trotz all dieser Vorzüge rücken die Turner nur bei Olympischen Spielen und eben Weltmeisterschaften, wie bei der jüngsten in Stuttgart, in den Fokus der Öffentlichkeit. Angesichts des enormen Trainingsaufwands, den ein Weltklasse-Turner wie Fabian Hambüchen seit dem Vorschulalter betreiben muss, ist das zutiefst ungerecht. Daran wird sich trotz des Erfolges von Hambüchen jedoch nichts ändern. Es wird keinen Turn-Boom, ähnlich dem Tennis-Hoch nach den Erfolgen von Boris Becker und Steffi Graf, in Deutschland geben. Die Gründe dafür sind simpel: Turnen ist nur im Kindesalter erlernbar und gehört deshalb unbedingt in den Sportunterricht, in dem es jedoch nur noch äußerst selten angesiedelt ist. Turnen verlangt ein hohes Maß an Disziplin und Ausdauer, denn es ist nicht von heute auf morgen erlernbar. Den schnellen Erfolg gibt es im Turnen nicht. Der aber wird von den der Schnelllebigkeit unserer Zeit geschuldeten reizüberladenen Kindern und Jugendlichen gesucht. Trotz alledem, es gibt sie noch, die unermüdlichen Turn-Fanatiker, wie die im Bad Salzunger Sportensemble. Und es gibt auch noch Eltern, die ihre Kinder zum Turnen schicken, weil sie die Vorzüge dieser Sportart schätzen.