Er ist nach Andrea Nahles die Nummer zwei in der SPD-Bundestagsfraktion und derzeit in allen Zeitungen präsent, auf allen Fernsehkanälen zu sehen, in allen Radiostationen zu hören. Carsten Schneider ist Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion in Berlin - und gebürtiger Erfurter. Ein trotz seiner erst 41 Jahre bereits erfahrener und profilierter Politiker. Eigentlich ein prädestinierter Anwärter auf die sozialdemokratische Spitzenkandidatur bei den kommenden Landtagswahlen.

Aber Schneider drückt offensichtlich lieber die Berliner Oppositionsbank (auf der man sich gleichwohl weiter profilieren kann, was dem Thüringer sehr wohl zuzutrauen ist), als im Freistaat den Kopf für seine zerfledderte Partei hinzuhalten. Das ist bezeichnend für die desolate Situation der SPD im Lande. Parteichef Andreas Bausewein will nicht - und bleibt lieber OB in der Landeshauptstadt. Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee, der als ehemaliger Leipziger Oberbürgermeister und Bundesminister zumindest einigen Bekanntheitsgrad aufweist, will offenbar auch nicht. Genau wie Carsten Schneider.

Also wird die Partei mit dem gerade erst inthronisierten Innenminister Georg Maier einen Mann ins (wohl aussichtslose) Rennen schicken, der ihr erst seit 2009 angehört und dem mit dem Dauerreizthema Gebietsreform in den nächsten Monaten gehöriger Ärger und damit unter Umständen Ansehensverlust droht. Eins muss man ihm aber lassen: Maier scheint über ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein zu verfügen. Und das ist in einer oft arg verzagten SPD bestimmt nicht die schlechteste Eigenschaft.