Welch ein Zufall! 52 Samstage hat das Jahr, manchmal sogar 53 – und trotzdem gelingt CDU und SPD im Freistaat immer wieder das Kunststück, ihre Parteitage auf denselben Termin zu legen. Wie am kommenden Samstag, wo die SPD in Schleiz und die CDU in Heiligenstadt tagt. Oder ist es doch kein Zufall? Steckt etwa gar eine Strategie dahinter, verbunden mit der Häme, der Konkurrenz die Show gestohlen zu haben? Es sei dahingestellt. Fest steht aber eines: Wenn es eine Strategie ist, dann ist es eine ausgesprochen dumme Strategie. Denn ein bisschen Show – im positiven Sinne – hätten beiden nötig, SPD wie CDU, die derzeit nicht gerade eine Aufbruchstimmung vermitteln. Da muss man sich die Aufmerksamkeit nicht gegenseitig wegstehlen. Der Rückenwind und etwas neuen Schwung, der von Parteitagen zuweilen ausgeht und manchmal auch – wenn es gut läuft – in die Öffentlichkeit ausstrahlt, täte beiden gut. Das wissen die Parteimanager auch, weshalb sie so gerne von den Signalen sprechen, die von den Parteitagen ausgehen sollen. Nur: Signale verpuffen leicht, wenn es zu viele sind. Eine Binsenwahrheit, die sich bis in die Parteizentralen herumgesprochen haben sollte. Ganz praktisch macht sich das in den Medien bemerkbar: nach den Parteitagen, wenn sich SPD und CDU den knappen Platz auf den Zeitungsseiten teilen müssen. Das ist im Übrigen nicht nur für die Parteien ärgerlich, sondern auch für die Bürger. Denn die müssen dann aus weniger Informationen zu den einzelnen Parteien herauslesen, in welche Richtung sie sich inhaltlich und personell bewegen. Die Parteien wirken an der politischen Willensbildung mit, heißt es so schön in der Verfassung. In Thüringen hat man angesichts der häufigen Terminüberschneidungen dagegen den Eindruck, sie verweigerten sich zuweilen dieser Mitwirkung. Vielleicht wäre es Zeit für ein Experiment. Die Medien berichten nur über die Partei, die einen Termin zuerst besetzt hat. Es könnte dem Zufall Beine machen.