„Die Wahrscheinlichkeit ist hoch“ – so begannen gestern viele Sätze auf der Pressekonferenz des Klinikums Fulda zu einer Salmonellen-Epidemie, wie sie die Republik in diesem Ausmaß und in einem solchen Umfeld (dem eines überaus renommierten Krankenhauses, das weit über die Region hinausstrahlt) noch nicht gesehen hat. „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch“ – salopp ausgedrückt: Nichts Genaues weiß man nicht. Es ist verständlich und auch richtig, dass die Verantwortlichen bei einer so hochkomplexen Problemlage nicht vorschnell Endergebnisse präsentieren, auf die die Öffentlichkeit, auf die vor allem Patienten – auch aus Südthüringen – dringend warten. Man ist in Fulda offenbar vorsichtig und sehr akribisch geworden. Und das mit gutem Grund. Denn auch wenn zu Beginn wohl niemand ahnen konnte, welche Dimension die Affäre annehmen würde: Es ist vieles falsch gelaufen in den vergangenen Wochen, und es bleiben etliche Fragen offen. Was ist dran an den Sabotage-Spekulationen, die angesichts des Ausmaßes der Epidemie fast folgerichtig aufkommen mussten und die immer noch nicht aus der Welt sind? Wie konnte sich Vorstand Claus-Dieter Schad mitten in der Krankheitswelle für eine Woche in den Urlaub verabschieden (was Oberbürgermeister Gerhard Möller bis heute wie selbstverständlich deckt)? Warum erfuhr die hessische Sozialministerin erst Tage später aus der Zeitung von dem Fall? Wieso kursierte der mittlerweile berühmt-berüchtigte „Apfelschaum“ schon zwei Wochen als mögliche Ursache unter der Hand in der Stadt, bevor er zweifelsfrei als eine Infektionsquelle präsentiert wurde? Hat die hessische Landesregierung tatsächlich alles getan, was in ihrer Macht stand? Fragen über Fragen. Es müssen schleunigst Antworten her. In einer – selbstverständlich nicht repräsentativen – Umfrage des neuen stz-Internetportals äußern 65 Prozent der Teilnehmer, dass sie sich angesichts dieser Salmonellen-Epidemie im Krankenhaus nicht mehr sicher fühlen. Das sollte nicht nur in Fulda zu denken geben. Das dortige Klinikum und sein Image werden an dieser Geschichte ohnehin noch lange Zeit zu leiden haben. Seite 3