"Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen ..." Das ist der klassische Einstieg. Natürlich von Goethe, wenn er die Geschichte des schlitzohrigen Reineke Fuchs erzählt. Und selbstverständlich auch der anderen eindrucksvollen Tiergestalten, die so herrlich menscheln: Nobel, der König und der Hase Lampe, Isegrim, der Wolf und Grimbart, der Dachs, dazu Braun, der Bär und das Hündchen Wackerlos und wie sie alle so schön heißen.

Ein literarisches Panoptikum, vor mehr als 200 Jahren nach noch älteren Vorlagen gefertigt, das man dennoch ohne größere Probleme ins Berliner Regierungsviertel transponieren kann. Leider fehlt in Goethes Epos der Pfingstochse. Tagesaktuell ist auch dies, obwohl fast 500 Jahre alt: "... der bezalt zuo pfingsten uf dem eis", so heißt es in "Doktor Murners Narrenbeschwörung" von 1512. Das bedeutete im Klartext schon damals: niemals - und lässt sich heute trefflich auf das griechische Finanzdesaster und alle Hilfsaktionen übertragen. Schließlich sind auch Ostern und Pfingsten noch nie auf einen Tag gefallen. Zudem weiß man, wenn in diesen Tagen die Finanzminister aller Herren Länder nahezu pausenlos tagen, nach einem schon älteren hessischen Sprichwort: "An Pfingsten sind die Geschenke am geringsten." Allerdings besteht Hoffnung. Zum Ersten wurde auf dem Pfingstberg am Fuße des Kyffhäusers die alte Königspfalz Tilleda ausgegraben. Zum Zweiten kann man auf eine Bauernregel setzen: Nasse Pfingsten, fette Weihnachten. Zum Dritten sollte man für alle Politiker, Banker und auch so manchen Kirchenmann den Pfingsthymnus "veni creator spiritus" singen. Dieses "Komm, Schöpfer Geist", das auf Rabanus Maurus, den Abt des benachbarten Klosters Fulda, zurückgeht und vor rund 1200 Jahren entstand, möge auf alle, die an den Stellschrauben unserer Gesellschaft drehen, segensreich herabkommen. Und uns Normalsterbliche dabei nicht verschonen. Und das ist jetzt, von Joachim Ringelnatz, der nicht ganz so klassische, knapp 100 Jahre alte lyrische Ausstieg zum Wochenende: "Wenn sich der Himmel grau bezieht, / mich stört's nicht im Geringsten. / Wer meine weiße Hose sieht, / der merkt doch: Es ist Pfingsten."