Meiningen. Einen kurzweiligen, unterhaltsamen literarisch-musikalischen Abend gab es im Literaturmuseum Baumbachhaus zu erleben. Im Mittelpunkt stand die Frage: Was wäre wenn Mona Lisa heute aus dem Rahmen steigen würde?

Typisch Weibliches hatten die Autorinnen Manuela Bloch (Meiningen), Ursula Schütt (Dietzhausen), Ingrid Tanz (Suhl), Ulrike Blechschmidt (Zella-Mehlis) von der Gruppe „Zeilensprung“ im Blick. Ein Thema, das wohl vor allem Frauen anspricht. Sieht man mal vom „Hausherrn“, Andreas Seifert, ab, blieben an diesem Abend die Frauen ganz unter sich.

Keine Lesung schlechthin boten die vier Hobby-Autorinnen, unter ihnen mit Manuela Bloch immerhin eine Oberkommissarin. Sie hat sich vor allem der Lyrik verschrieben. Erstaunlich, wie komprimiert und auf wenige Zeilen verdichtet die Sprache der jungen Meiningerin ist. Demgegenüber stellten die drei anderen Autorinnen vorwiegend Kurzprosa vor. Texte, die zum Nachdenken, aber auch zum Schmunzeln anregen. Thematisch gegliedert und eingebunden in eine Power-Point-Präsentation stellten sie ihre Texte vor.

Mona Lisa, die Gattin eines reichen Florentiner Kaufmanns, die Leonardo da Vinci zwischen 1503 und 1505 in seinem Gemälde verewigte, wurde zunächst auf Suche nach dem Glück im 21. Jahrhundert geschickt. Wenig Erfreuliches hatten dazu die vier Autorinnen zu erzählen. Die Begegnung mit einem langweiligen Bier-Fußball-Fernseher-Mann, der einer Frau als Gewinn zu einem Kreuzwort-Preisrätsel zugestellt wird, schildert beispielsweise Ulrike Blechschmidt. Über das vergebliche Warten auf den Einsatz berichtet dagegen Ingrid Tanz in ihrer erotischen Geschichte „Aus dem Tag eines Hormons“. Und Ursula Schütt sinniert über die „Gedanken der schlaflosen Ehefrau“ neben dem schnarchenden Ehemann.

Die zwangsmäßige Entscheidung folgte: „Mona Lisa orientiert sich neu …“. Geschichten über den weiblichen Schlankheitswahn – „Henriette im Spiegel“ von Ulrike Blechschmidt – und das erste Date mit einem Mann auf eine Zeitungsannonce – „Der Neue“ von Ingrid Tanz – waren hierzu zu hören. Thematisch ging es weiter mit „Mona Lisa wünscht sich ein Kind“. Dass dieser Wunsch in heutiger Zeit keineswegs normal ist, darüber erzählt Ulrike Blechschmidt in „Jonas bekommt ein Kind“ und Ursula Schütt in „Atemlos“ – letzteres handelt von einer Studentin, die ihrem Freund das gemeinsame Baby überlässt, um Karriere zu machen.

Nachdem die Autorinnen im Kapitel „Mona Lisa ist sterblich“ übers Altern reflektiert hatten, ließen sie ihre „Aussteigerin“ am Ende darüber entscheiden, ob sie wieder in ihren Rahmen zurücksteigen wolle. Trotz mancher Enttäuschungen in der Heutezeit, so war sich das Autorinnen-Quartett einig, wolle Mona Lisa nicht mehr in der Vergangenheit leben. Es sei besser, wenn Mona Lisa ihren selbstbestimmten Weg weiter gehe und nicht mehr für das vermeintlich Ewig-Weibliche lächeln und einstehen müsse.

So ähnlich hat‘s vielleicht auch die junge Flötistin Juliane Ketzer gesehen, die die Lesung mit einem eigens dafür einstudierten Programm begleitete. Keine „alten“, sondern vorwiegend zeitgenössische Stücke stellte sie dazu vor. Carola Scherzer