Christes Home-Camps keine geeignete Alternative

Schach, das Spiel der Könige, findet sich in jedem Jahr auf dem Kursplan des Bildungscamps. Uwe Heimrich (l.), leidenschaftlicher Schachspieler, stachelt gern den Ehrgeiz der Teilnehmer an. Dazu wird es in diesem Jahr wohl nicht kommen. Foto: J. Glocke Quelle: Unbekannt

Ungewohnt ruhig wird es zugehen in den nächsten Wochen im Bildungscamp Christes/Zella-Mehlis. Alle 20 Camps im ersten Kurshalbjahr 2020 wurden Corona-bedingt abgesagt. Die meisten waren ausgebucht.

 
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Potenzial entfalten

Der im November 1997 gegründete Verein Bildungscamp Christes e. V. entstand aus einer Initiative der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind Thüringen in Zusammenarbeit mit der Jenaplan-Schule Suhl und der Gemeinde Christes. Der Arbeit des Vereins liegt die Intention zugrunde, auch jüngeren Kindern Möglichkeiten zu bieten, mit Gleichbefähigten entsprechend ihrer Begabungen und Interessen zu lernen und so ihr Potenzial zu entfalten. Der große Zuspruch auf die Angebote des Bildungscamps verdeutlicht anschaulich den immensen Bedarf an Fördermöglichkeiten für höher Begabte. Richtet sich doch die Förderarbeit an den Schulen vorrangig an Kinder mit Problemen beim Lernen und nicht an jene, die mit dem im Unterricht vermittelten Stoff unterfordert sind.

Christes - Werden besonders begabte Kinder im klassischen Schulunterricht nicht genügend gefordert, kann das bei diesen zu Motivationsverlust und Frustration führen, die Schule wird nicht mehr ernstgenommen, mit allen damit verbundenen Folgeerscheinungen bis hin zur Herausbildung von Verhaltensauffälligkeiten. Der Verein Bildungscamp Christes hat sich einen Namen damit gemacht, dass er für unterforderte Schüler ein breites Arsenal an herausfordernden Angeboten bereithält.

Im Zeitraum von Anfang Mai bis zum Schuljahresende standen heuer 20 Kurse, so genannte Camps, zuzüglich zwei Sommerferien-Camps auf dem Kursplan. Fast alle davon waren ausgebucht. Insgesamt rund 450 höher begabte Kinder hätten spannende und fordernde Tage im Bildungscamp Christes und dessen Außenstelle in Zella-Mehlis verbringen können.

Der Start ins erste Kurshalbjahr 2020 sollte vom 3. bis 8. Mai mit dem Kunstcamp "Spurensucher" erfolgen, gefolgt von "Roboter bauen und programmieren", "Buckelapotheker und Kräuterweiblein", "Sprachen öffnen Tore", "Klangfarbenexperimente", "Tierische und andere Rekorde", "Schach", "Rechnen wie ein Weltmeister", "Isle of Economy - Welt der Wirtschaft" und weiteren.

Doch keiner dieser Camps wird stattfinden. Die Corona-Krise hat dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auch dass das traditionelle Pfingst-Adventure musste gecancelt werden. Die 23. Auflage dieses Camps, zu dem nicht nur Kinder, sondern auch deren Eltern willkommen gewesen wären, hätte unter dem Motto "Licht und Farben" gestanden. Dazu hätte es ein halbes Dutzend Kinderworkshops, Elterngesprächskreise zu verschiedenen Themen und weitere Aktivitäten gegeben.

"Wir haben alle Kurse abgesagt", bestätigte Bildungscamp-Vorstandsmitglied Uwe Heimrich. Sicher sei dies eine große Enttäuschung für alle Beteiligten, insbesondere die Kinder, doch die Einschränkungen und Auflagen infolge Corona im Bildungsbereich sowie die geltenden Veranstaltungsverbote hätten keine andere Wahl gelassen. Home Office und Homeschooling mag ja funktionieren, aber Home-Camps? Damit ließe sich der gewünschte Austausch mit Gleichbefähigten nicht im erforderlichen Maß realisieren.

Die Teilnahmegebühren für die abgesagten Kurse wurden Uwe Heimrich zufolge bereits zurückgezahlt. Dem Bildungscamp entgehen damit freilich Einnahmen, mit denen gerechnet wurde. Dennoch bleibe der Verein stabil, so Heimrich. Die laufenden Kosten könnten gedeckt werden. Schade sei der Ausfall der Kurse freilich auch für jene, die die Veranstaltung personell unterstützt hätten. Die Hoffnung sei, dass der Ausfall der Camps eine Einmaligkeit bleibt und in absehbarer Zeit überall Normalität und im Camp wieder junges Leben einziehen möge. dgc

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