Meiningen. Genau vor zehn Jahren, am 21. April 2000, wurde die Goetz-Höhle in Meiningen wiedereröffnet. Das soll an diesem Samstag, 24. April, ab 10 Uhr gemeinsam mit vielen Gästen gefeiert werden.


Seit 2000 haben viele Besucher aus nah und fern Europas größte begehbare Kluft- und Spalthöhle bestaunt, inzwischen zählt der Goetz-Höhlen-Verein im Durchschnitt jährlich zwischen 10 000 und 12 000 Gäste. Schon einmal war die Goetz-Höhle der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden – das war 1934. Das Natur- und Bodendenkmal trägt den Namen von Reinhold Goetz, der den unterirdischen Hohlraum entdeckte.

Die Goetz-Höhle im Bauch des Meininger Dietrichsberges atmet Erdgeschichte, die wohl 20 000 Jahre zurückreicht. Die Kräfte der Natur haben hier verzackte Felspartien geschaffen, kleine Kessel, Grotten, Nischen und eine fast 50 Meter hohe Spalte in das Gebirge geschnitten.

Nach ihrer Entdeckung 1915 dauerte es bis 1934, bis die Höhle mit großem Arbeitsaufwand zugänglich gemacht war. Bis 1970 blieb sie ein Besuchermagnet, um 1970 auf Anweisung des Rates des Kreises schließen zu müssen. Auch nach der Wende blieb es noch lange duster in dem unterirdischen Labyrinth.

Mitte der 90er Jahre erfuhren die heutigen Besitzer, dass die Höhle, die sich in Besitz einer Erbengemeinschaft befand, zum Verkauf stand, erinnert sich der Vorsitzende des Goetzhöhlenvereins Peter Sacki. Warum nicht wieder mehr auf Tourismus in einer Region setzen, in der die Industrie nach der Wende weitgehend geschrumpft war? Nachdem der Familienrat getagt hatte, kauften er, seine Schwester Dr. Anita Dockhorn mit ihrem Ehemann Klaus sowie die Familien Ehrmann und Hornbogen die Höhle. „Zur ersten Besichtigung hatten wir jemanden von der Bergsicherung Ilfeldt dabei“, erinnert sich Peter Sacki. Der Höhlenvirus hat sie seitdem nicht wieder losgelassen.

Der am 13. September 1996 gegründete Höhlenverein hat heute 46 Mitglieder. Viel Arbeit steckten die engagierten Mitstreiter in die Wiedererschließung der einzigartigen Schauhöhle, unterstützt von Partnern wie Landkreis, Stadt, Geschäftsleuten und dem Thüringer Höhlenverein. Neben Eigenmitteln wurden Fördertöpfe angezapft und ABM-Kräfte eingebunden.

Vor zehn Jahren präsentierte sich die Höhle den Besuchern wieder eindrucksvoll. Der damalige Thüringer Finanzminister Andreas Trautvetter und Meiningens Bürgermeister Reinhard Kupietz gaben sie mit einem symbolischen Banddurchschnitt frei. Viel Energie musste zuvor nicht nur in die Höhle selbst, sondern auch in die Gestaltung der Außenanlagen gesteckt werden.

Fünf Frauen und Männer, die zum Teil auch als Stadtführer tätig sind, führen heute die Besucher durch die faszinierenden Spalten. Rund 350 laufende Meter hat der Höhlenwanderer auf drei Ebenen zurückzulegen. Und er kann dabei mitunter einige Höhlenbewohner – nämlich Fledermäuse – entdecken.

In den vergangenen zehn Jahren gab es keinen Stillstand. Ein alter Abwasserkanal musste ersetzt werden und die Elektrik an den Gebäuden auf den neuesten Stand gebracht werden. Neben der Stadt steuerten auch die Walldorfer Dachdeckerfirma Forch und weitere Sponsoren einen großen Anteil zu dringend notwendigen Arbeiten bei.

Im vergangenen Jahr wurden beispielsweise die engergiefressenden Glühbirnen durch sparsamere LED-Leuchtkörper ersetzt, die zudem noch bessere Lichteffekte und eine Ausleuchtung bis in entlegene Ecken ermöglichen. Gerade wurde auch eine höhlentaugliche Musikanlage ausgetestet. „So hat man nun wieder ein tolles Klanggefühl“, schwärmt Peter Sacki. Nach mehreren Versuchen hat man inzwischen wieder eine Pächterin für die Baude gefunden, die aus der Gastronomie kommt, ist Peter Sacki froh.

Bonbon zum Fest

Für die Jubiläumsfeier anlässlich der Wiedereröffnung vor zehn Jahren laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Der Höhlenverein erwartet an diesem Samstag ab 10 Uhr seine Gäste. Ab 11 Uhr spielt der Wasunger Fanfarenzug zum Frühschoppen auf, Bürgermeister Reinhard Kupietz wird um 11.30 Uhr erwartet. Traditionelle Tänze aus Frankreich nach irischer und französischer Musik sorgen von 15 bis 18 Uhr für die Unterhaltung der Gäste. Ab 18 Uhr legt ein DJ Platten auf und um 22 Uhr wird ein Feuerwerk in den Abendhimmel über der Stadt steigen. Natürlich wird dabei die Baudenwirtin für das leibliche Wohl der Gäste sorgen. Für die Besucher gibt es ein weiteres Bonbon: „Höhlenführungen kosten an diesem Tag nur einen Euro“, sagt Peter Sacki. Eva Gebhardt