Ilmenau "Schultheiß, rück den Schlüssel raus!"

dss, Andreas Heckel

Am 11.11. erobern die Narren traditionell die Rathäuser. In diesem Jahr ist aber alles anders. Corona hat den Narren die Show vermasselt. Allen Narren? Nein! Ein unbeugsamer Jeck zog in Ilmenau dennoch aus, den Rathaus-Schlüssel zu erobern.

 
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Ilmenau - "Schultheiß, rück den Schlüssel raus!" Mit diesen Worten steht Michael Gohritz, Präsident des Ilmenauer Karnevalklubs (IKK), am Mittwochvormittag pünktlich um 11.11 Uhr vorm Rathaus, rüttelt an der Tür und fordert von Oberbürgermeister Daniel Schultheiß den Rathaus-Schlüssel.

Wie immer am 11.11. zum Beginn der fünften Jahreszeit wollen die Jecken die Macht übernehmen. Nur dass Jeck Gohritz in diesem Jahr fast ganz alleine da steht. "Wir sind der einzige Verein, der in diesem Jahr eine Schlüsselübergabe macht, die eigentlich gar nicht offiziell stattfindet", scherzt er. Immerhin: Ein paar wenige Verwaltungsmitarbeiter, noch weniger Schaulustige, dafür aber ganz viel Presse beobachtet das Treiben. Die Schlüsselübergabe in Ilmenau: In diesem Jahr sorgt sie überregional für Beachtung.

Dumm nur, dass Michael Gohritz den Schlüssel am Ende gar nicht bekommt. "Die Hygieneauflagen verlangen, dass ich höchstpersönlich das Rathaus abschließe, wenn unsere Servicezeiten vorbei sind. Und wir haben doch nur den einen Schlüssel", sagt Daniel Schultheiß, während er aus seinem Bürofenster auf den Karnevalisten herabblickt. "Bevor ihr ihn bekommt, müsst ihr die Pandemie-Situation auflösen", sagt er und hat dem IKK damit die erste der traditionell drei Aufgaben für die fünfte Jahreszeit gestellt, die bis zum Aschermittwoch gelöst werden müssen.

"Außerdem sollt ihr ein großes Sportfest für Ilmenau und die Ortsteile organisieren", fährt Schultheiß fort. "Die Sportplätze und Turnhallen sind geschlossen. Keiner kann trainieren. Und wenn ich so zu euch nach unten schaue… Die Leute haben offenbar mit ihrem Gewicht zu tun." Gohritz ist fassungslos. "Habt ihr das gehört, der OB sagt, ihr seid alle zu fett!"

Viel Zeit zum echauffieren bleibt aber nicht. Schultheiß stellt die dritte Aufgabe: "Zum Abschluss sollt ihr eine große Veranstaltung für alle Kulturschaffenden, Gastronomen und Kneipiers auf die Beine stellen. Die leiden unter der aktuellen Situation, das wisst ihr selbst am besten, schließlich sehr", sagt Schultheiß. "Solange du dabei nicht das Altstadtfest meinst", entgegnet Gohritz. "Ich habe dabei eher an die Größe von Woodstock gedacht", antwortet Schultheiß.

Geldspende an Kita

Drei schwere Brocken für den IKK - gerade in diesen besonderen Zeiten. Doch wenn jemand kreativ mit diesen Aufgaben umgeben kann, dann doch wohl die Ilmenauer Narren. Das habe sie in der Vergangenheit oft bewiesen. So auch im vergangenen Jahr, als sie die Aufgaben erhielten, passend zum Motto "Mittelmeer-Fasching" mediterrane Bockwürste zu verkaufen. Dabei hat der IKK eine stolze Summe eingenommen, diese auf 444 Euro erhöht und das Geld am gestrigen 11.11. an den Integrativen Kindergarten am Eichicht übergeben.

"Früher hatte sich aufgrund der aktuellen Situation leider kein Termin ergeben", sagt Michael Gohritz. "Es war uns aber wichtig, dass das Geld endlich beim Kindergarten ankommt." Die Kita möchte davon nun neue Sitzgelegenheiten für
die Kinder im Außenbereich anschaffen.

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