Ilmenau - Nicht immer geht ein Verhandlungstag des Strafrichters an Ilmenaus Amtsgericht so turbulent ab. Doch diesen Dienstag gab es Ereignisse, die es so nicht immer gibt. Zwar fallen immer mal wieder Prozesse aus oder werden vertagt, weil Angeklagte oder Zeugen fehlen. Diesmal war dies auch so. Doch dass der Richter von einer Frau, die erst vor wenigen Tagen schon einmal auf der Anklagebank saß, diesmal nun ein Gemälde als Geschenk angeboten bekommt, war nicht alltäglich. Irgendwo in den Gängen des Gerichts oder im Treppenhaus werde es doch einen Platz finden. Die Frau, diesmal angeklagt wegen Beleidigung, Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, hatte das Bild eingepackt in einen großen Tragebeutel, leise schnaufend in die 3. Etage des Gerichts geschleppt, bis in den Verhandlungssaal und schon vorsichtig etwas aus dem Beutel gezogen. Richter Jörg Türpitz lehnte das Gemälde schmunzelnd mit Verweis darauf ab, dass er Geschenke nicht annehmen dürfe und er gehe mal nicht davon aus, dass dies ein Versuch der Einflussnahme sei, sonst müsste die Staatsanwältin tätig werden. Die Staatsanwältin wurde nicht tätig, lehnte aber das Bild ebenso ab. So nahm die Frau das Gemälde nach dem Prozess wieder mit. Einen Urteilsspruch gab es noch nicht. Zwei Zeugen, Polizisten, fehlten entschuldigt. Gegen deren Platzverweis nach Ruhestörung im September habe sie sich gewehrt und die Polizistin beschimpft und gekratzt. Letzteres belegen auch Fotos. Doch sie sei von den Polizisten zuerst geschlagen worden, sagte die Angeklagte, die von der Staatsanwaltschaft vorgeworfene Kraftausdrücke gegen die Polizisten bestritt. Lediglich "blöde Bullenkuh" habe sie gesagt, räumte die Frau ein. Ihr Verfahren wurde auf 1. Juni vertagt, dann sollen auch die Zeugen wieder aus dem Urlaub da sein.