Ilmenau Diszipliniertes Warten, auch wenn der Schaden enorm ist

Volker Pöhl, Jessie Morgenroth

Ab heute bleiben auch in Ilmenau Geschäfte geschlossen, die nicht zum täglichen Bedarf gehören. Überraschend kam der Erlass für die Händler nicht, dennoch ist die aktuelle Situation durchaus existenzbedrohend.

 
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Ilmenau - Mit dem heutigen Freitag greift der von der Landesregierung ausgearbeitete Thüringer Notfall-Erlass. Die bisher geltenden Regelungen zu infektionsschützenden Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus werden mit diesem noch einmal verschärft, sämtliche Einrichtungen, Gaststätten und Ladenlokale (mit Ausnahmen von beispielsweise Lebensmittelgeschäften, Apotheken und Drogerien) bleiben von nun an für die nächste Zeit zu.

"Wir sind froh über den einheitlichen Erlass, der besagt, dass die Geschäfte ab Freitag geschlossen bleiben", so der stellvertretende Vorsitzende des Vereins der Ilmenauer Kaufleute und Gewerbetreibenden, Dietmar Kersten. Immerhin habe mit dem Beschluss das ständige Hick-Hack ein Ende. Nichtsdestotrotz handle es sich um eine existenzbedrohende Situation, weshalb die Kaufleute und Gewerbetreibenden nun auf staatliche Liquiditätshilfen zählen: "Ohne staatliche Hilfe werden es einige nicht schaffen", betont Kersten, der ebenfalls explizit erklärt, dass es keine Kredite, sondern eben Liquiditätshilfen brauche, da nicht klar sei, ob und wie die Kredite später überhaupt zurückgezahlt werden können. Einen konkreten Plan, wie es jetzt weitergeht, hätten die Händler nicht. Vielmehr appellieren sie an die Vernunft der Menschen, sich an die vorgegebenen Regeln zu halten, damit die Corona-Pandemie schnellstmöglich eingedämmt und das gesellschaftliche Leben wieder seinen Lauf nehmen kann. Nichtsdestotrotz seien sich die Kaufleute bewusst, dass es lange dauern würde, bis sich die Wirtschaft wieder erholt.

Wenn auch persönliche Treffen aktuell nicht möglich sind, so sind die Ilmenauer Kaufleute und Gewerbetreibenden momentan trotzdem sehr gut vernetzt und halten zusammen. In einer Messengergruppe tauschen sich die Händler aus und leiten wichtige Dokumente weiter. Darüber hinaus lobt Dietmar Kersten die funktionierende Kommunikation unter anderem zur Stadtverwaltung, dem Oberbürgermeister Daniel Schultheiß und der Landrätin Petra Enders. Kritik übt der stellvertretende Vorsitzende des Vereins der Ilmenauer Kaufleute und Gewerbetreibenden hingegen am zögerndem Verhalten des Ministerresidenten Bodo Ramelow. Immerhin würden Schul- und Kitaschließungen wenig bringen, wenn die Läden weiterhin geöffnet haben und die Menschen beim Einkaufen das Virus trotzdem verbreiten können: "Die Geschäfte hätten seit Dienstag zu haben können", so Kersten, der sich nun eine klare Haltung vom Ministerpräsidenten wünscht.

Dass es eine Anweisung geben könnte, die die meisten Händler zur Schließung ihrer Läden zwingt, sei den Kaufleuten gerade in den letzten Tagen bewusst geworden. Zwar hätte vor einiger Zeit noch niemand mit dem nun entstehenden Ausmaß der Corona-Pandemie gerechnet, erste Vorahnungen, welche gravierenden Folgen das Virus mit sich ziehen würde - und das Ladenschließungen angeordnet werden könnten - seien dann aber vor etwa zwei Wochen aufgekommen. "Der Beschluss kam nicht überraschend, wir haben jeden Tag drauf gewartet, aber es kam keine Anweisung und so haben wir uns von einen Tag zum anderen gehangelt", erklärt die Vorsitzende der Ilmenauer Kaufleute und Gewerbetreibenden, Undine Göbel.

Nun gilt es für die Geschäftsleute, die Zeit der Schließung zu nutzen, und eine Strategie für die Wiedereröffnungen zu erarbeiten. "Wir müssen uns überlegen, wie wir dann wieder starten und brauchen kreative Ideen", so Kersten.

Die sucht auch Rolf Macholdt vom Verein Attraktives Ilmenau. "Ich hoffe, dass sich nun alle diszipliniert verhalten. Wir müssen abwarten, auch wenn der finanzielle Schaden enorm ist", sagt Macholdt. Eine andere Variante gebe es nicht. "Wir müssen uns auf die neue Situation einstellen, besonnen und vernünftig bleiben." Er ruft alle Händler der Ilmenauer Innenstadt auf, zusammenzuhalten und vor allem Älteren zu helfen. "Wir dürfen keinen alleine lassen", sagt Machold noch und verweist auf die Äußerungen von Politikern aller Coleur, der Wirtschaft, dem Handel, Selbstständigen und allen Betroffenen zu helfen. "Da hoffe ich nur, dass die Regierung ihre Versprechen hält."

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