Ilmenau Der Rinn rutscht weiter - Ruhestand wird aufgeschoben

Gerd Dolge und Uwe Jentsch

Mit dem Olympiasieger und Ehrenbürger Hans Rinn feiert einer der beliebtesten Sportler der Region am Montag seinen 65. Geburtstag. Rinn will aber "noch ein Jahr dranhängen" - mit Rutschen. Denn auch mit Wasserrutschen für Spaß- und Freibäder hat er sich jetzt einen guten Ruf erarbeitet.

 
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Ilmenau - So richtig kann es Hans Rinn noch nicht glauben, dass er am Montag das Rentenalter erreicht. «Ich werde jetzt nicht sofort die Reißleine ziehen. Ich will mir aber mehr Zeit für Hobbys nehmen. Das habe ich mir jedenfalls fest vorgenommen», sagte der frühere Weltklasse-Rodler wenige Tage vor seinem 65. Geburtstag. Denn der Ehrenbürger seiner Heimatstadt Ilmenau und seiner Geburtsstadt Langewiesen steht noch fest mit beiden Beinen in seiner Firma in Wümbach, die er vor 28 Jahren als Einzelunternehmer gründete.

Seit 1990 ist Hans Rinn, einer der populärsten Sportler der Region, als Unternehmer aktiv. "Rinnrutschen" hat er seine Firma genannt, die sich vor allem mit Wasserrutschen für Spaß- und Freibäder einen guten Ruf erarbeitet hat. Es gibt sie als Röhren-, Bock- und sogenannte Mini-Wasserrutschen. Sie sorgen von Ilmenau mit der Neptun-Rutsche im Hammergrund bis nach Astana im Mittleren Osten für Spaß. Hinzu kommen Sportgeräte wie Rennrodel, Bob und Eisgleiter für Rollstuhlfahrer sowie ein "Rinn-Runner", der auf Eis und Schnee ebenso genutzt werden kann wie auf Asphalt, auf Kunst- ebenso wie auf Natureisbahnen. Aber auch Rennrodelbahnen für Sport- und Freizeitaktivitäten hat Hans Rinn im Angebot. Eine davon wird seit Jahren im fernen US-Staat Michigan genutzt. Auch auf den Olympia-Bahnen in Calgary und Whistler fahren sogar selbstlenkende Rinn-Bobs für die touristische Nutzung.

Sein Handwerkszeug für das Unternehmen holte sich der Ingenieur für wissenschaftlichen Gerätebau noch während seiner aktiven Sportlerzeit an der Fachschule für wissenschaftlichen Gerätebau in Jena und an der Außenstelle in Unterwellenborn. Den Lehrern dort ist er "heute noch dankbar", dass sie es mit ihm - und vielen anderen Sportlern, das sei hinzugefügt - als Langzeitstudenten "so lange ausgehalten" haben. Aber sein Traumberuf war es nicht.

Die Ausbildung für seinen Traumberuf als Formgestalter hatte er, nachdem er strengste künstlerische Auswahlkriterien bestanden hatte, mit der Zulassung zur Hochschule für Formgestaltung an der Burg Giebichenstein in Halle schon in der Tasche. Eine Ausbildung zum Formgestalter in Halle parallel zum Hochleistungssport in Thüringen aber war nicht möglich. Hans Rinn wurde zum wissenschaftlichen Gerätebau "umgelenkt", wie das damals hieß.

Letzte Instanz vor großen Wettkämpfen

Von der Verbindung der künstlerischen Ader mit dem technischen Können profitiert er noch heute, wie auch von seinen immensen Sport-Erfahrungen. So sind seine "Komponenten für alle Kufensportarten", also Rodeln, Bob und Skeleton, sehr gefragt. Hier erweist sich der Olympiasieger mit seinem Wissen und Können oftmals als "letzte Instanz vor großen Wettkämpfen", wenn über Nacht mal Veränderungen am Schlitten nötig sind. Und schon 1988 fuhren die Olympiasieger Jens Müller und Jörg Hoffmann/Jochen Pietzsch von Rinn getunte Schlitten.

Sportlich fit hält sich Hans Rinn vor allem mit dem Rad, mit dem er auch täglich auf Arbeit fährt, "wenn ich nichts weiter als meinen Körper und ein paar Daten zu transportieren habe". Musisch fit hält sich Hans Rinn vor allem als Posaunist in der Gruselgugge Ilmenau, deren Mitbegründer er ist.

Trotzdem bleibt es dabei - Hans wird 65 Jahre alt. Seine Firma wollte er "eigentlich nur bis zum Rentenalter" weiterführen. "Aber ich habe jetzt gesagt: Ich hänge noch ein Jahr dran." In diesem Jahr soll sein Sohn Toni, ein gelernter Industriemechaniker und derzeit dabei, alle technischen und geschäftlichen Abläufe in der Firma kennenzulernen, so fit sein, dass er das Unternehmen "Rinnrutschen" weiterführen kann. Da wäre Hans Rinn dann schon 66 Jahre alt. Aber wie heißt es doch so schön: "Mit 66 Jahren ..."

Zwölf Titel eingefahren

Rinn gewann zwischen dem ersten WM-Sieg 1973 bis zum Laufbahnende 1980 und dem zweiten Olympia-Gold im Doppelsitzer mit Hintermann Norbert Hahn zwölf Titel bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften. Er war der letzte Rennrodler, der sowohl im Einer als auch Doppelsitzer weltweit Erfolge feierte.

1976 wurde der zweifache Rodel-Olympiasieger Ehrenbürger der Stadt Langewiesen und 1980, nach seinem zweiten Doppelsitzer-Gold bei Olympia, auch Ehrenbürger der Stadt Ilmenau. Die Ehrenbürgerschaften müssen ein frühes Omen dafür gewesen sein, dass die beiden "Hans-Rinn-Städte" sich wenige Monate nach seinem 65. Geburtstag "vereinigen".

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