Darüber hinaus war das, was er bei Regiomed vorgefunden habe, "fachlich auf keinen Fall falsch" - das wolle er ausdrücklich betonen. Aber optimieren könne man natürlich immer, gerade wenn man wie er 33 Jahre Erfahrung aus mehr als 30 Krankenhäusern mitbringe. So werden nun beispielweise der Hygieneplan und das interne Meldewesen modernisiert und besser sowie individueller auf die - sehr verschiedenen - Kliniken abgestimmt. Auch werden die wichtigen Unterlagen digitalisiert. Das in den verschiedenen Kliniken vorhandene Wissen soll zusammengeführt werden. "Auf diese Weise lässt sich verhältnismäßig schnell ein modernes, effektives und pragmatisches Hygienemanagement etablieren", ist sich der Fachmann sicher.
Schon in den ersten Tagen habe er viele Anfragen bekommen, die es nun nach und nach abzuarbeiten gelte. Für den Hygieneplan hat Schwarzkopf strukturelle Vorgaben gemacht. Der Krankenhaushygieniker in Lichtenfels wird sich um den jederzeit möglichen digitalen Dokumentenzugang kümmern. "Dazu gilt es, sich in Absprache mit der Betriebsmedizin und dem Einkauf für den Herbst zu präparieren, etwa durch Einkauf von Grippeschutzimpfungen und Diagnostika für Influenza und Covid-19", erklärt Schwarzkopf. Darüber hinaus werden man Themen weiterentwickeln und die verantwortlichen Leute intern und extern, beispielsweise Vertreter der Gesundheitsämter, einbeziehen.
"Meinem Wesen entspricht es, jeden Vorschlag anzuhören und zu bewerten, daher freue ich mich auf eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen an den einzelnen Standorten", äußert er sich zur künftigen Zusammenarbeit.
Krankenhaushygiene müsse heute täglich den Spagat zwischen Infektionsprävention und Ökonomie schaffen. Auch gelte es, auf immer höhere Qualitätsansprüche der Gesellschaft zu reagieren. "Als Krankenhaushygieniker muss man heute also nicht nur ein breites Fachwissen, sondern auch Biss haben", acht er klar. Als Sohn eines Rechtsanwaltes und Bankiers sowie einer Kauffrau sei er auf diesen Part quasi von klein auf vorbereitet worden.
Eminent wichtig seien dabei die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Behörden, dem Arbeitsschutz und dem Betriebsrat sowie der Rückhalt der Krankenhausdirektion. "Hier gab es in der Vergangenheit das eine oder andere Versäumnis, das es nun auszubügeln gilt", gibt er einen Seitenhieb auf seinen Vorgänger.
Auch der Wissenstransfer sei von zentraler Bedeutung, sprich die eigenen Erfahrungen, beispielsweise aus dem Labor, dem Krankenhausbau und der Industriehygiene, in die tägliche Arbeit zu integrieren. "Als leitender Krankenhaushygieniker muss man aber auch seine Grenzen kennen. Ich bin beispielsweise ein Digital-Dino und sehr froh über Kollegen, die das für mich übernehmen. Mittelfristig mache ich mir hier aber keine Sorgen, sondern freue mich auf die neue Herausforderung", räumt er eigene Schwächen ein.
Der Vorgänger
Der wegen seiner Äußerungen zuletzt heftig angefeindete Chef-Hygieniker Klaus-Dieter Zastrow hatte im vergangen Monat einer "einvernehmliche Vertragsauflösung" zugestimmt. Zastrow hatte in einem Zeitungsartikel den Corona-Krisenstab des Landkreises Sonneberg sowie das Gesundheitsamt scharf angegriffen und ihnen völliges Versagen vorgeworfen, nachdem sich 20 Mitarbeiter im Sonneberger Krankenhaus mit dem Coronavirus angesteckt hatten. Das Landratsamt hatte daraufhin eine Anzeige gegen Zastrow wegen Verleumdung angekündigt. In einem Interview warnte Zastrow vor Besuchen in Gaststätten und kritisierte den Umgang mit der Hygiene dort.
Zastrow war rund vier Jahre für Regiomed tätig. Der 70-Jährige gilt auf dem Gebiet der Krankenhaushygiene als anerkannter Experte. Neun Jahre war er Vorsitzender der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention und Geschäftsführer der Impfkommission des Bundesgesundheitsamtes.