"Tatort: Monster" - gestern Abend, 20.15 Uhr, im Ersten gesehen

Das Experiment war bislang geglückt. Seit dem Start des Dortmunder Tatorts war das ruppige und teils asoziale Auftreten von Kommissar Faber (Jörg Hartmann) von einem seltsamen Geheimnis umgeben. Erst nach und nach stellte sich heraus, dass er traumatisch unter dem Tod von Frau und Tochter leidet, die offenbar einem Verbrechen zum Opfer fielen. Die Umstände jener Tat blieben lange im Dunkeln, wurden dann aber in den Folgen "Auf ewig Dein" und "Tollwut" zu großen Teilen aufgeklärt. Hinter dem inszenierten Mord steckt der psychopathische Serientäter Markus Graf (Florian Bartholomäi), der seinerseits die Verhaftung seines Vaters durch Faber zu rächen versuchte.

Was in den beiden früheren Folgen als packendes Psychoduell in Szene gesetzt wurde, gerät diesmal zu einem lauen Abklatsch. Grafs Besessenheit, Faber durch Erpressung in den Selbstmord zu treiben, hat ihre perfide Dunkelheit verloren, selbst Kommissar Faber scheint davon kaum noch beeindruckt. Die diabolische Konfrontation der beiden Kontrahenten hat für Fans des Dortmunder Tatorts, die sich gut an diesen Erzählstrang erinnern, deutlich an Intensität eingebüßt. Insofern ist es gut, dass Graf nun aus der Binnenhandlung des Ruhrpott-Teams entfernt wurde - genug ist genug.

Ohne großen Tiefgang

Es leuchtet nicht ganz ein, warum Autor Jürgen Werner das Ende Grafs mit einem Fall verknüpft, der für sich genommen eigentlich ein viel zu sensibles Thema behandelt, um es mit einem zweiten Plot zu schwächen. Die perversen Verbrechen von Kinderschändern, die ihre Opfer im Netz zum Kauf anbieten, sind ein Blick auf die widerwärtigsten Schattenseiten unserer Gesellschaft. Vielleicht aber haben Werner und Regisseur Torsten C. Fischer bewusst die zweite Erzählebene in diesen Fall eingebaut, um sich nicht selbst dem Vorwurf auszusetzen, sie würden Missbrauch-Opfer ihrerseits für einen Krimiplot benutzen. So verknüpfen sie in diesem Tatort zwei parallele Geschichten, was dazu führt, dass beide Handlungsebenen ohne großen Tiefgang auskommen müssen.

Am Ende freut man sich als Zuschauer auf der heimischen Couch, dass das entführte Mädchen gerettet und Graf als Fabers Quälgeist erledigt ist. Man freut sich aber auch, dass dieser Dortmunder Tatort vorbei ist (was übrigens selten vorkommt) und hofft darauf, dass Faber, Bönisch, Dalay und Pawlak beim nächsten Mal wieder zu Normalform auflaufen.