Tatort "Querschläger" - am Sonntag, 20.15 Uhr, im Ersten gesehen

Es gibt Tatorte, da werden die Ermittler zu Nebenfiguren. So auch in diesem Fall aus Hamburg, den der Schauspieler Milan Peschel nahezu im Alleingang prägt. Dessen Verkörperung eines liebenden Vaters, der aus jäher Verzweiflung zum Erpresser und Mörder wird, ist eine darstellerische Glanztat, bewegend und verstörend zugleich. Dieser Steffen Thewes zerbricht an der tückischen Krankheit seiner Tochter und den Ungerechtigkeiten eines Gesundheitssystems, in dem Einzelfälle durchs Raster fallen. Was würde man tun, um das eigene Kind zu retten? Diese Frage durchzieht diesen Tatort und jeder Zuschauer, zumal jedes Elternteil, muss darauf eine eigene Antwort finden.

Die eigentliche Krimihandlung ist um die zentrale Figur des Steffen Thewes herumgebaut und daraus ergeben sich einige dramaturgische Schwächen. Autor Oke Stielow und Regisseur Stephan Rick lassen Falke (Wotan Wilke Möhring) und Grosz (Franziska Weisz) brav ihre Arbeit erledigen, ein Indiz fügt sich ins andere und schnell ist die Identität des Täters ermittelt. In diesen Teil der Geschichte haben Autor und Regisseur nicht allzu viel Sorgfalt und Inspiration investiert - manche Dialoge wirken wie aus einem Drehbuchseminar, manche Szenen reichlich gestelzt. Falke und Grosz arbeiten eher mit dem kriminalistischen Holzhammer als mit Kombinationsgabe und Intuition.

Auch die Bemühungen, die beiden Kommissare stärker in den Vordergrund zu ziehen, scheitern ziemlich kläglich. Weisz wird eine zarte Liaison mit einer Kollegin nahegelegt, Falke soll im (hölzernen) Gespräch mit dem todkranken Mädchen sein Gespür als Vater belegen. Beides funktioniert nicht wirklich. Dafür aber ist die Figur des Steffen Thewes umso glaubwürdiger. Sein Schmerz und seine innere Zerrissenheit werden in Erinnerung bleiben. Das Psychogramm eines unbescholtenen Menschen, der aus schierer Ausweglosigkeit zum Verbrecher wird, gelingt großartig. Und noch eines muss man dem Filmteam lassen: Sie haben sich eine elegante Lösung für das Schicksal der kranken Tochter einfallen lassen. Wenngleich wenig realistisch, so ist die anonyme Spende für die rettende OP doch zumindest so etwas wie ein adventlicher Trost.