Wie gut, dass es hierzulande noch prominente Leute gibt, die mal ihre Meinung sagen, wenn es einfach nicht mehr auszuhalten ist. Wir erinnern uns noch dankbar an Marcel Reich-Ranickis TV-medialer Medienschelte, mit dem er 2008 den Deutschen Fernsehpreis ablehnte. Das tat gut! Er hatte einfach mal die Schnauze voll. Nun hat - kurz vor der diesjährigen Echo-Verleihung - Moderator Jan Böhmermann die deutsche Popmusikindustrie scharf kritisiert. Der wichtigste deutsche Musikpreis ehre zu oft "seelenlose Kommerzkacke", beschwert sich der Satiriker in einem Video auf der Youtube-Seite seiner Sendung "Neo Magazin Royale". Songs wie die des zweifach nominierten Sängers Max Giesinger zeichneten sich vor allem durch leere Songtexte und unverfängliche Inhalte aus. Die deutsche Popmusik der letzten Jahre sei vom Schlager kaum noch zu unterscheiden, findet Böhmermann: "Gefühle abklappern, Trost spenden, Tiefe vorgaukeln, Millionen erreichen und verdienen und dabei immer schön unpolitisch und abwaschbar bleiben." Neben dem "Heile-Welt-Getue" kritisierte er Schleichwerbung in Musikvideos und fragte: "Ist der Echo eigentlich der Preis der deutschen Musikindustrie oder der Preis der deutschen Industriemusik?" Klar, nun ist Böhmermann jemand, der gerne provoziert. Und möglicherweise übt er - anders als Reich-Ranicki - Kritik der Aufmerksamkeit wegen. Aber: Schon der alte Literaturkritiker wusste: Wer schreibt, provoziert. Und das mit der "Kommerzkacke" musste ja wohl wirklich mal gesagt werden. lau