Beim ersten Mal muss man genau hinschauen. Das "Lesezeichen" liegt verborgen zwischen den Seiten eines Cafés und einer Pension. Zu verstecken braucht es sich aber nicht: Die Schmalkalder Buchhandlung mit dem symbolträchtigen Namen hat gerade als eine von drei in Thüringen den Deutschen Buchhandlungspreis bekommen. Verliehen von Kulturstaatsministerin Monika Grütters persönlich in der Nationalbibliothek in Frankfurt. Eine große Sache für das kleine "Lesezeichen".

Gerade, weil inhabergeführte Buchhandlungen es heute nicht leicht haben. Grütters wies in ihrer Rede auf die Bedeutung einer kompetenten Beratung und inspirierender Veranstaltungen hin. Gleichzeitig sei es diesen kleinen Läden zu verdanken, dass auch Autoren und Bücher abseits der Bestsellerlisten sichtbar würden. Und dennoch sei sie da: die Konkurrenz durch Filialisten und Internetriesen.

Ein immerwährender Kampf für Katrin und Michael Sommer, denen das "Lesezeichen" gehört. Sich über Wasser zu halten, das sei "schon schwierig", sagt Katrin Sommer. Nicht im E-Book, wie zu vermuten wäre, liegt eine größere Bedrohung, sondern im Versandhandel. Und deswegen setzen die Sommers auf die Stärken inhabergeführter Läden, die Monika Grütters genannt hat: Beratung, Veranstaltungen. Und Gemütlichkeit.

Der Kontakt zu Kunden ist es, den Katrin Sommer so liebt. Sie bietet jedem eine Tasse Tee an - "den ganz Harten auch Kaffee" -, lässt die Leute in Ruhe in den Büchern schmökern. "Ich habe das Ziel, sie froh zu machen, wenn sie hier wieder rausgehen", sagt sie und erzählt von guten Gesprächen, Anregungen und der Freude, wenn jemand das Richtige gefunden hat. "Aus dem Grund machen wir auch Veranstaltungen."

Die Veranstaltungen, die die Inhaberin meint, laufen unter dem Namen Freitags-Soiree. Alle sechs Wochen lesen oder musizieren regionale oder überregional bekannte Autoren und Künstler vor bis zu 120 Zuschauern.

Und genau dieses Engagement ist es hauptsächlich, denkt Katrin Sommer, warum sie und ihr Mann den Buchhandlungspreis gewonnen haben. Eines der Kriterien für die Bewerber nennt explizit ein "auszeichnungswürdiges kulturelles Veranstaltungsprogramm" wie "Lesungen und Kooperationen mit anderen Kulturträgern oder Bildungsinstitutionen, durch die das kulturelle Leben vor Ort bereichert wird". Trifft auf das "Lesezeichen" zu. So wie auch die restlichen Voraussetzungen, die die Sommers auf dem Bewerbungsbogen gelesen haben: Breites Angebot kleinerer Verlage, Leseförderung für Kinder und immer wieder der kulturelle Bezug. "Das sind wir", hat Katrin Sommer gedacht, als sie die Kriterien im Frühling gelesen hat.

Kein halbes Jahr später dann die Preisverleihung in Frankfurt. Die Sommers sind - natürlich - vor Ort. "In den Reden wurde viel Wertschätzung gegenüber den kleinen Buchhandlungen zum Ausdruck gebracht", erinnert sich Katrin Sommer. "Das mal zu hören, ist schön. Denn sonst fühlt man sich immer bedrängt von den Großen in der Branche."

Dass Monika Grütters sich bei den Verhandlungen um das Freihandelsabkommen mit den USA um die Buchpreisbindung einsetzen wolle, ist Michael Sommer im Gedächtnis geblieben. Denn die Buchpreisbindung, betont seine Frau Katrin, sei für kleine Läden wie ihren überlebenswichtig.

"Wenn die kleinen Buchhandlungen fallen, dann verödet die Innenstadt wieder ein Stück weit", sagt sie. Sie denke da auch an diejenigen, die lieber im Internet bestellen als vor Ort zu kaufen. "Da hat sich das Shopping-Erlebnis erledigt, wenn sich das weiter so fortsetzt."