Tiefenort - Sein Ruf ist Legende: Johann Heinrich Valentin Paul, besser bekannt als Rhön-Paulus. Bis heute sind die Geschichten und Sagen um den "Robin Hood der Rhön" lebendig, verehrt man den edlen Räuber als Volkshelden in Anekdoten, wird sogar ein Musical über ihn aufgeführt. Von seinem schicksalhaften, umtriebigen Leben erzählt jetzt ein neues Buch: "Rhön-Paulus und der Sohn des Hofkapellmeisters". Geschrieben hat es der bekannte Regionalautor Peter Drescher, der in Tiefenort zu Hause ist. Eben dieses Dorf - in seiner früheren Schreibweise Diefenorth - spielt in seiner spannenden, geschickt tatsächliche und erdachte Geschehnisse zum Roman verknüpfenden Geschichte, eine wichtige Rolle. Hier wurde einst Johann Melchior Molter geboren, ein bedeutender Komponist und Hofkapellmeister seiner Zeit, der in Eisenach und Karlsruhe wirkte. Sein Sohn Christoph soll nach des gestrengen Vaters Wunsch Theologie studieren. Doch dieser verweigert sich, bricht das Studium ab, geht weg aus der großen Stadt und gelangt schließlich nach langer Wanderung nach Diefenorth, wo die alte Tante noch lebt. Der Leser begleitet ihn auf seiner ebenso abenteuerlichen wie gefährlichen Reise, nimmt teil an seinem aufgewühltem Gefühlsleben, den Auseinandersetzungen mit dem Vater, der verzweifelten Suche nach einem sinnvollen Leben, einer Heimat für seine Seele.

Tief in den Wäldern der Rhön wird Christoph von Wegelagerern überfallen und von einem großgewachsenem, schwarzhaarigem Jungen gerettet. Dies ist seine erste Begegnung mit dem Rhön-Paulus, der bis dahin noch Valentin gerufen wird. Dieser Valentin führt kein leichtes Leben. In ärmsten Verhältnissen und ohne viel Liebe und Zuwendung aufgewachsen, verblüfft er in der kleinen Landschule mit seiner Gelehrigkeit Pfarrer und Schulmann, hütet später Schafe und arbeitet als junger Mann hart in der Schmiede. Als er sich in Susanne, die Tochter des reichen Siebert-Bauern verliebt und beide heiraten wollen, scheint sein Leben eine neue Wendung zu bekommen. Doch der Bauer jagt ihn vom Hof. Enttäuscht und niedergeschlagen wird Valentin Soldat in der Armee des Preußenkönigs Friedrich II. und erlebt die Schrecken eines blutigen, menschenverachtenden Krieges auf dem Schlachtfeld. Er desertiert und kehrt zurück in die Rhöner Wälder. Auch den Namen Valentin legt er ab und nennt sich von nun an "Rhön-Paulus". Er lebt von Wilddieberei und Salzschmuggel, nimmt von den Reichen, hilft den Bedürftigen. Sein Versteck ist eine Höhle im Ibengarten bei Dermbach.

Und Christoph Molter? Der ist in Diefenorth in Amt und Würden gekommen, hat geheiratet und eine Familie gegründet. Zwei verschiedene Männer, zwei unterschiedliche Lebenswege. Die sich noch einmal ineinander verflechten: Und diesmal hilft Amtmann Molter dem Rebell...

Peter Drescher, der bereits 14 Bücher veröffentlicht hat, lässt in seinem historischen Roman sachkundig und mit Liebe zum Detail die damalige Zeit, das Leben der Menschen in der Rhön und im Werratal, ihr Lieben und Leiden, farbig und fesselnd zugleich wiederauferstehen. Flüssig und unterhaltsam spinnt sich der Faden seiner fantasievollen Geschichte, mit feinen, warmherzigen Worten sind die beiden so ungleichen Hauptfiguren gezeichnet, spürt man in jeder Zeile Heimatliebe und Naturverbundenheit des Autors.

"Rhön-Paulus und der Sohn des Hofkapellmeisters" ist eine Empfehlung für jeden an Thüringer Geschichte interessierten Leser und nimmt unter den breit gefächerten Neuerscheinungen der historischen Regionalliteratur einen besonderen Platz ein.

Info

"Rhön-Paulus und der Sohn des Hofkapellmeisters" ist unter der ISBN 978-3-86777-437-6 im Rockstuhl-Verlag erschienen und kostet 12,80 Euro.