Bad Salzungen Nach dem Bau ist die Inneneinrichtung dran

Pfarrerin Elisabeth Eschweiler sowie die Gemeindekirchenratsmitglieder Renate Günther und Annette Günther (von links) in der Klingser Kirche. Auf dem Bild sind mehrere "Sorgenkinder" zu sehen: Im Hintergrund die alte Liederanzeigetafel, die Antependien an Kanzel und Altar sowie die verschlissenen Läufer und Teppiche. Foto: Stefan Sachs

In der Klingser Kirche sind Teile der Inneneinrichtung in die Jahre gekommen und sollen erneuert werden. Die evangelische Kirchengemeinde bewirbt sich hierfür um eine "Finanzspritze".

 
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Klings - Die Klingser kümmern sich um ihre Kirche. "In den vergangenen Jahren konnten wir dank der vielen Ehrenamtsarbeit sowie der Spendenbereitschaft der Klingser Bürgerinnen und Bürger einiges an Bau- und Modernisierungsarbeiten umsetzen", berichtet Pfarrerin Elisabeth Eschweiler. So wurde unter anderem der Altarraum renoviert, das Kirchenschiff bekam ein neues Dach und die Fassade wurde neu gestrichen. Je nach finanziellen Möglichkeiten strebt die Kirchengemeinde an, jedes Jahr ein Projekt umzusetzen. Örtliche Vereine, aber auch andere Klingser packen hierbei als Helfer mit an.

Die Farben des evangelischen Kirchenjahres

Die Antependien an Kanzel und Altar führen anhand von Farben durch das Kirchenjahr. Dieses beginnt mit der Adventszeit, die Vorbereitungszeit auf das große Fest der Geburt Christi, die durch violette Antependien angezeigt wird. Weihnachten und die Epiphaniaszeit werden weiß dargestellt, dann folgt die grün symbolisierte Vor-Passion. Am Sonntag nach Aschermittwoch beginnt die Passionszeit - die Vorbereitungszeit auf das Osterfest - welche deshalb wiederum violett dargestellt wird. Eine Ausnahme bilden in manchen Kirchengemeinden Karfreitag und Karsamstag mit der Trauerfarbe Schwarz. In der Osterzeit schmücken weiße Antependien die Kirchen, an den beiden Pfingstfeiertagen rote. Der Sonntag nach Pfingsten wird Trinitatis (Einheit von Gottvater, Sohn und Heiliger Geist) genannt und mit weißen Antependien beschmückt. Die anschließende Trinitatiszeit wird grün dargestellt. Der Buß- und Bettag wird mit Violett, der Reformationstag mit Rot und der Ewigkeitssonntag am Ende des Kirchenjahres mit Weiß geschmückt.

Weil bislang alle finanzielle und manuelle Kraft in notwendige Bauprojekte investiert wurde, blieben notwendige Anschaffungen zur Innenausstattung auf der Strecke. Manche Gegenstände sind 50 Jahre und älter und teilweise kaputt. Pfarrerin Eschweiler sowie die beiden Gemeindekirchenratsmitglieder Annette Günther und Renate Günther zeigen vor Ort die "Sorgenkinder". Die Kokosläufer, die auf dem Steinfußboden das Laufen erleichtern, sind stark verschlissen, teils fleckig und beschädigt. Im Altarraum liegen Teppiche, die zuvor in privaten Wohnzimmern lagen. Für einen Kirchenraum seien sie nicht unbedingt geeignet. "Der Orgelsachverständige sagte, sie schlucken den Klang", erklärt Annette Günther. Geplant ist deshalb, neue Kokosläufer für Gänge und Altarraum anzuschaffen - auch mit dem Ziel, ein farblich einheitliches Bild zu bekommen anstelle des derzeit vorhandenen Sammelsuriums. "Wenn wir neue Läufer haben, dürfen dann bei Hochzeiten im Inneren der Kirche keine Blumen mehr gestreut werden", kündigt Elisabeth Eschweiler an. Die zertretenen Blüten hinterlassen oftmals Flecken auf den Läufern, und das soll künftig unterbleiben.

An Altar und Kanzel hängt je ein Antependium - der Begriff kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so etwas wie Vorhang. Antependien zeigen die durch eine Farbe dargestellte Zeit des Kirchenjahres an (siehe Info-Kasten). Momentan ist Trinitatiszeit, dargestellt durch grüne Antependien. Die in der Klingser Kirche ähneln allerdings eher Putzlappen, manche sind von Motten angefressen. Da diese meistens in Gobelin-Bildweberei hergestellten Vorhänge jedoch sehr teuer sind - laut einem Kostenvoranschlag für den Altar reichlich 1400 Euro und für die Kanzel 660 Euro - will man nur noch je ein Exemplar anschaffen, auf welchem dann alle Farben des Kirchenjahres dargestellt sind. Pfarrerin Eschweiler möchte im Gottesdienst, wenn die neuen Behänge eingesegnet werden, auf das Kirchenjahr mit seinen Farben, aber auch andere Traditionen aufmerksam machen. "Viele wissen nicht mehr, dass die Kirmes von Kirchweih kommt", nennt sie ein Beispiel. "Für mich ist Tradition aber auch der aktuell gelebte Glaube und nicht ein Beharren auf musealen Effekten", erklärt sie. Eine neue Lieder-Anzeigetafel und ein neuer Schaukasten stehen ebenfalls auf der Wunschliste der Klingser Kirchengemeinde. Der bisherige Schaukasten hing am ehemaligen Gemeindeamtsgebäude, welches abgerissen wurde. Seitdem darf die Kirchengemeinde den Schaukasten der politischen Gemeinde mitnutzen. "Dafür sind wir dankbar", sagt Annette Günther. Doch wolle man gerne einen weiteren, eigenen Schaukasten im Dorf aufstellen.

"Wir möchten hier keine Summe angeben, die wir benötigen. Wir freuen uns, wenn viele Vereine, Institutionen und Kirchen unterstützt werden können", sagt Pfarrerin Elisabeth Eschweiler. Die Entscheidung über die Höhe der "Finanzspritze" überlassen die Klinger deshalb der Jury.

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