Möhra - Beim gemeinsamen Fernsehgucken herrscht Harmonie. Lediglich Monti wird giftig, wenn ihn die schlanke Maja neckt. Das tut der Fanstimmung aber keinen Abbruch. Schließlich sind die Jack-Russell-Terrier-Dame Maja und der französische Bulldoggen-Herr Monti nur am Rande am Geschehen auf dem Bildschirm interessiert, obwohl sich Maja im Umgang mit dem Ball als wahre Künstlerin erweist, die sich auch von den zahlreichen Nachbarskindern nicht so leicht das runde Leder abluchsen lässt. Das gemeinsame Fußballgucken zu internationalen Turnieren hat in der Bahnhofstraße in Möhra Tradition. Schon zur WM 2006 hat Günther Trieschmann einen kleinen Röhrenfernseher für alle gekauft. Seitdem ist der Garten der Trieschmanns für die Familien Groke, Stöllger, Kranz, Otto, Niebling und Schimko der Nabel der Fußballwelt. Bei schlechtem Wetter wird in den Carport von Heiko Groke ausgewichen, der als Elektriker den Fernseher in Windeseile umgestöpselt hat. Den Flachbildschirm haben die Möhraer aus ihrer Bierkasse bezahlt. Der Entschluss war recht plötzlich gefasst worden, wie Steffen Trieschmann berichtet, denn eigentlich wollte ein generöses Mitglied aus der erweiterten Tipprunde seinen gebrauchten Flachbildschirm an die fröhlichen Bahnhofsträßer verschenken, als seine Ersatzanschaffung unerwartet den Geist aufgab und der Mann seine Schenkung zurückzog. Der neue Schirm kam auf den letzten Drücker: Um 21.10 Uhr kam endlich der Paketbote mit dem ersehnten Gerät um die Ecke, das dann pünktlich zum Anpfiff um 22 Uhr seinen Dienst antrat und seitdem zu kaum einem Spiel der WM stillstand.