Zella Mehlis/Suhl - Es ist 15 Minuten vor 6 Uhr morgens, als es bei der Familie Schrimpf heftig gegen die Haustür klopft. Mutter Helene öffnet. Fünf Männer betreten das Haus der Familie. Es ist der 6. Juni 1952. "Machen Sie sich fertig. Die Familie Schrimpf ist zu unerwünschten Personen der Gemeinde erklärt worden. Bis zehn Uhr haben Sie ihre Sachen zu packen und den Ort zu verlassen", sagt im Befehlston der Probstzellaer Bürgermeister Martin Säuberlich, ein Freund von Alfred Schrimpf. Vater Alfred wird gerade von zwei Bewaffneten von seinem Arbeitsplatz zum Haus gebracht. Er tobt vor Wut und Schmerz. "Mein Vater hat seine Wut rausgelassen. Nicht so meine Mutter. Sie hat alles in sich reingefressen. Deshalb ist sie wohl auch so früh gestorben", sagt der heute 77-jährige Gerd Schrimpf, der damals mitsamt seiner Familie in einen ehemaligen Pferdestall in Zella-Mehlis umgesiedelt wird.