Ilmenau - "Aufmerksam durch die Welt gehen, Chancen erkennen und flexibel damit umgehen", gab am gestrigen Donnerstag eine junge Gründerin den etwa 40 Zuhörern beim 1. Regionalen Gründertreffen des Ilm-Kreises im Technologie- und Gründerzentrum Ilmenau als Tipp mit auf den Weg.

Eine Stunde zuvor war am gleichen Ort die Gründerstudie vorgestellt worden, die nun mit knapp drei Dutzend entwickelten Maßnahmen eine Handhabe für die Region ist, rückläufigen Gründungen entgegenzusteuern. Darunter die Erarbeitung von Flyern und bessere Öffentlichkeitsarbeit rund um Neugründungen; Ausloben von Unternehmerpreisen und regionale Gründungswettbewerbe; Ideenscouting an der TU; Aufbau eines regionalen Mentorennetzwerks; Zusammenarbeit mit ThEx (Thüringer Zentrum für Existenzgründung); Stammtische; Unternehmer-Beirat oder auch Kooperation mit Schulen und Präsentation von Gründergeschichten. "Die Gründerstudie zeigt auf, wo wir ansetzen müssen, um mehr Menschen zu gewinnen, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen", sagte Landrätin Petra Enders zum 1. Gründertreffen im Anschluss.

Die Gründerstudie selbst war vom Ilm-Kreis für 80 000 Euro - finanziert über das 300 000 Euro schwere Regionalbudget - bei der TU Ilmenau in Auftrag gegeben worden. Ein Jahr lang, vom 1. September 2014 bis 30. September 2015, hatte Dr. Dörte Gerhardt mit einem Team auch mehrerer Ehrenamtlicher um Staatswissenschaftler Jan Radicke an der Studie gearbeitet. Bei der Präsentation am Donnerstag vor Partnern wie Handwerks- und Industriekammern, der Kreissparkasse, Vereinen, Wirtschaftsförderern und weiteren Begleitern wurde deutlich, es gibt nicht den einen Grund dafür, weshalb Neugründungen letzte Jahre zurückgegangen sind, aber viel Potential, diesen Trend zu brechen. Zum einen ist der Rückgang kein Ilm-Kreis-Phänomen, sondern bundesweit verankert.

Den Hintergrund hierfür sieht die Landrätin in vor allem attraktiven Arbeitsplätzen, die Festanstellungen derzeit bundesweit bieten. Dort sei gut Geld zu verdienen ohne eigenes unternehmerisches Risiko. Das aber solle nicht Ziel einer Region mit Universität sein, will Enders, die den Beteiligten an der Studie dankte, mehr Absolventen gewinnen, innovative Firmen zu gründen und Arbeitsplätze zu schaffen. "Die TU ist unser Innovationszentrum", sagte sie: "Wir wollen, dass junge Ingenieure hier am Standort bleiben und Unternehmen gründen." Mit der Studie sei untersucht worden, weshalb dies weniger geschehe, welche Netzwerke es für Neugründer schon gebe, welche fehlten, welche Faktoren für Jungunternehmer wichtig seien, wie eine Motivierung erfolgen könne.

Mit 50 regionalen Akteuren, so Gerhardt, war im Zuge der Studie gesprochen worden: Was brauchen sie um zu gründen, wie sind sie zu halten und zu fördern? Gefragt worden sei auch, warum Gründer weggehen. "Die Technologie-orientierten Neugründer bleiben oft hier", so Gerhardt. Fortgänge hätten oft persönliche Gründe oder seien fachspezifisch. "Vor allem Medienwissenschaftler wandern ab", sagte sie. Ausgangspunkt der Studie waren Ausgründungen von Technologie-Unternehmen aus der TU. 1990 bis 1994 waren das noch 13, ab da blieb die Fünfjahreszahl einstellig: 1995-1999 waren es sechs, im nächsten Fünfjahresabschnitt sieben, danach fünf und zuletzt von 2010 bis 2014 neun Neugründungen. 85 Prozent von ihnen wählten als Unternehmensform die GmbH.