An die Geschichte des kleinen Flüsschens Schleuse als Grenzfluss erinnert sich Bernt Nußbaum freilich nur noch aus Erzählungen. Aber, das sagt er aus Überzeugung, die Mentalitäten und die Gemüter der Preußen und der Sachsen-Meininger sind einfach bis zum heutigen Tag verschieden. Ja, die Schleuse hat einst die beiden Herzogtümer Preußen und Sachsen-Meiningen getrennt. Auf der preußischen Seite lagen Schönau und Waldau, deren Ländereien sich bis zum Dreiherrenstein zogen. An der alten Grenzbrücke im Dorf, gegenüber dem Forstamt, wurde Zoll erhoben. Entlang der Grenze zogen sich auch die Handelswege, er eine von Würzburg über Schleusingen, der andere über Nürnberg, Coburg und Eisfeld. Am Dreiherrenstein vereinten sich einträchtig in Richtung Erfurt. Bernt ist auf der Sachsen-Meininger Seite der Schleuse großgeworden. Aber wenn er mal die Faxen dicke hat, lacht er, überquert er - ohne Zoll - das Brücklein hinterm Haus und ist flugs bei den Preußen.