Eigener Inhalt Kia Ceed: Luft nach unten

Wolfgang Plank

Wer glaubt, aller guten Dinge wären drei - bei Kia liegen die Dinge anders. Nach Hatchback, Kombi und dem eigenwilligen Shooting Brake lassen die Koreaner ihrer Kompakt-Baureihe am 21. September noch eine vierte Variante folgen.

 
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Mehr Vielfalt war selten. Und es steht zu vermuten, dass der höherbeinige XCeed dem sensationell schicken Flachflitzer ProCeed in Sachen Stückzahl wohl den Rang abfahren wird. Der Trend halt…

Bullig kommt Nummer vier daher. Während der Radstand dem normalen Ceed entspricht, legt der XCeed karosseriemäßig vorne und hinten auf 4,40 Meter zu. Das beschert Design-Fans eine langgezogene Haube und Praktikern 31 Liter mehr Stauraum (426) hinterm Gestühl samt variablem Boden, mit umgeklappten Rücklehnen sind es sogar fast 1,4 Kubikmeter. Und bei 18,4 Zentimetern Bodenfreiheit darf einem auch mal mehr als bloß ein buckliger Feldweg unter die bis zu 18 Zoll großen Räder kommen.

Innen hat’s vorne wie hinten auskömmlich Raum auf gut konturierten Sitzen, das Interieur hat sich schön angreifbar gemacht, und gegen Aufpreis kann man sogar auf Kias erstes digitales Cockpit und ein 10,25-Zoll-Navi blicken. Muss auch sein – immerhin haben die Koreaner ausdrücklich den Kompakt-König Golf ins Visier genommen.

Vorschub leisten ausschließlich beatmete Motoren: ein ordentlicher Drei-Töpfer mit dem Hubraum einer Milchtüte und 120 PS, ein agiler 1,4-Liter (140 PS) sowie ein 1,6-Liter mit souveränen 204 PS. Die beiden Vierzylinder überzeugen nicht nur mehr, sie sind auch Voraussetzung für das angenehm sortierende Sieben-Gang-DSG. Allerdings gibt Kia auch den Selbstzünder nicht verloren. Die beiden 1,6-Liter-Diesel mit SCR-Kat liefern 115 und 136 PS. Auch hier agiert der stärkere deutlich besser – und wer nicht selbst ins Zahnräderwerk greifen will, für den ist die Wahl ohnehin getroffen.

Dabei ist der Rat zu größeren Triebwerken schon beinahe überflüssig. Gut zwei Drittel werden sie sowieso ordern. Schon weil Askese bei Kia-Kunden wenig verbreitet ist. Mehr als 40 Prozent dürften wie bisher die beiden am besten ausgestatteten Varianten wählen – für die Basisversion erwärmen sich erfahrungsgemäß nur mehr ein paar Prozent hartnäckiger Komfort-Allergiker.

Denen allerdings entgeht eine ganze Menge. Das beheizbare Lenkrad zum Beispiel oder der Acht-Zoll-Touchscreen. Vor allem aber ein paar hilfreiche Assistenten. So hält der XCeed – je nach Ausstattung – nicht nur Tempo, Abstand und Spur, er fährt bis Tempo 130 sogar teilautonom – inklusive Stop and Go in der Kolonne. Obendrein beäugt er Querverkehr und tote Winkel – und bremst zur Not auch für Fußgänger. Da ist nicht nur bei der Karosserie Luft nach unten.

Die Federbeine schaffen einen erfreulich guten Spagat zwischen schick-straff und alltäglich-komfortabel. Immerhin sind rund 1,5 Tonnen im Lot zu halten. Flott manövriert erweist sich Kias Jüngster als überaus agil und drängt in zügig gefahrenen Kurven erst spät Richtung Tangente. Die Lenkung indes vertrüge gut etwas mehr Rückmeldung.

Los geht’s bei 21 390 Euro, in den Genuss eines Diesels kommt man ab 23 790 Euro – und für "XCeed mit allem" werden ab 33 640 Euro fällig. Womöglich lohnt sich aber auch ein wenig Geduld. Anfang 2020 reichen die Koreaner einen Plug-In mit 60 Kilometern Akku-Reichweite nach.

Und wer sich schon gar nicht mehr erinnert – sieben Jahre Garantie gibt’s bei Kia immer noch.

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