Kein Wunder, dass bei so viel Vortrieb der schönste Platz links vorne ist. Eingefasst in sportliches Gestühl, umgeben von Carbon und Alcantara, mittig im Blick der immer noch analoge Drehzahlmesser, flankiert von gestochen scharfen Displays und einem Touchscreen im Leinwand-Format. Opulenter Kommandostand für die Reise ins Niemandsland der Fahrphysik.
Dort nämlich glaubt man sich, wenn der Cayenne Coupé Turbo zeigen darf, was er kann. Weniger als einen Wimpernschlag braucht die Elektronik, um Allradantrieb, Sperren und Luftfederung auf das Optimum zu bringen. Und so lassen sich 2,2 Tonnen bewegen, als seien Masse und Geschwindigkeit aus der Formel für Radialkraft irgendwie herausgekürzt.
Vor allem, wenn ein 3300 Euro teurer Clou verbaut ist: Über 48-Volt-Stellmotoren zwischen den Stabis stemmt sich das Coupé in flotten Kurven der Seitenneigung einfach entgegen. Rechnergesteuert und im Bruchteil einer Sekunde. Und eher lässt der Grip an den Reifen nach, als dass das Chassis nennenswert aus dem Lot gerät. Noch weiter ausreizen kann man die Bogenfahrt mit der 2000 Euro teuren Hinterachs-Lenkung sowie einer Sperre, die durch Bremsen des kurveninneren Hinterrades den Cayenne schneller Richtung Scheitelpunkt gieren lässt.
Damit derlei Tänze um die Hochachse auch aerodynamisch hinhauen, fährt zum festen Spoiler am Dach ab Tempo 90 ein beweglicher aus dem Heck. Für mehr Anpressdruck und – wie sie bei Porsche sagen: die Erhöhung querdynamischer Reserven. Dabei hilft auch Diät: Statt der gut zwei Quadratmeter großen Überkopf-Verglasung gibt’s ein Carbondach – sieht ähnlich aus wie beim 911 GT3 RS, ist aber vor allem 21 Kilo leichter.
Auch für abseits des Asphalts ist der Cayenne Coupé Turbo gerüstet. Bei 24 Zentimetern Bodenfreiheit und 52 Zentimetern Wattiefe darf einem schon ziemliches Ungemach unter die bis zu 22 Zoll großen Räder kommen. Den Normverbrauch von 11,4 Litern kann man übrigens nicht nur im Gelände vergessen. Auch wenn der V8 bei Teillast die Hälfte seiner Zylinder stilllegt. Ganz ohne Grund fasst der Tank schließlich nicht 90 Liter.
Es geht aber auch gemäßigter – und preiswerter: Wenn der Cayenne Coupé ab sofort im Schaufenster steht, sind auch V6-Benziner mit 340 PS (ab 83 711 Euro) und 440 PS (ab 99 657 Euro) im Angebot. Beide sind wahrlich nicht schwach auf der Brust. Man muss halt mit Stahlfederung und weniger opulentem Ambiente vorlieb nehmen.
Ab Werk stets dabei: Internet sowie ein schlaues Navi, das drei Kilometer nach vorn blickt und die optimale Strategie errechnet. Nur beim autonomen Fahren bremsen sie bei Porsche ein wenig. Geholfen wird auf Wunsch gerne – aber hier lenken Chef und auch Chefin noch weitestgehend selbst. Vor allem, wenn man über das Sport-Chrono-Paket die elektronische Assistenz schrittweise in die Pause schickt und auf Kopfdruck 20 Sekunden lang "Cayenne Coupé pur" genießt.
Sorry Greta ...