Bis vor kurzem sah man das auch im VW-Konzern so. "Erdgas ist sofort verfügbarer, nachhaltiger und kostengünstiger Klimaschutz!", hieß es noch im vergangenen Jahr. Und tatsächlich sind zusammen mit koda und Seat aktuell 19 CNG-Modelle im Angebot, auch Golf 8 und Caddy starten im Laufe des Jahres noch als TGI-Versionen. Doch das war’s dann. Für die Zukunft steigt der potenteste Verfechter der Erdgas-Technik aus.
Selbst mit großem Engagement wollte kein Durchbruch gelingen. Trotz der bis 2026 verlängerten Steuervorteile. Nur gut 7000 Gas-Autos hat der VW-Konzern im abgelaufenen Jahr hierzulande abgesetzt, dazu kommen noch ein paar hundert Exemplare von Fiat. Im Grunde treibt die Deutschen dieselbe Sorge um wie beim E-Mobil: leer liegenzubleiben. Und die ist so unbegründet nicht. Das Tankstellennetz der Republik ist sogar noch grobmaschiger geworden. Statt der geplanten 2000 Zapfsäulen, gab es 2019 nur noch gut 800 – knapp 30 weniger als im Jahr zuvor.
Eine zusätzliche Hürde wäre sicherlich die Abgasnorm Euro 7 geworden, mit der auch die zulässigen Höchstmengen für Feinstaub und Stickoxide absehbar halbiert werden müssen. Das schafft so ein Gasmotor zwar locker, aber weil die Emissionen künftig über die Lebenszeit des Fahrzeugs kontrolliert werden sollen, muss das Abgas-System aufwändig mit der Bordelektronik vernetzt werden. Entwicklungen in diese Software will bei den überschaubaren Stückzahlen niemand mehr vorantreiben.
Den entscheidenden Schlag gegen die Technik aber hat letztlich die Politik geführt. Mit aberwitzigen Formeln. Biogas darf nämlich – auch aus erneuerbarer Energie – nicht auf die CO2-Flottenbilanz angerechnet werden. Egal wie klimafreundlich CNG-Fahrzeuge also unterwegs sind – sie zählen wie Autos mit fossilem Kraftstoff. Plug-In-Hybride indes gelten ab einer bestimmten Reichweite als Null-Emissions-Fahrzeug – völlig unabhängig davon, ob der Akku jemals geladen wird.
Die einseitige Festlegung auf Batterie-Antrieb hat noch weitergehende Folgen. Auch die Entwicklung der Brennstoffzelle will VW-Boss Herbert Diess nur mehr "auf Grundlevel" betreiben. Heißt im Klartext und mit offenkundiger Rückendeckung aus Berlin: Alles auf Akku.
In einer Sackgasse allerdings wäre verschärftes Tempo keine gute Idee…