Traditionalisten behaupten, es müsse für jeden Monat ein "Seidla" vom Bock getrunken werden. Also idealerweise zwölfmal ein halber Liter von einem Bier, das stärker gebraut ist als üblich. Das Befolgen dieser Regel dürfte allerdings bei den wenigsten Kräfte mobilisieren. Zumindest nicht für den Moment. Es bietet sich daher an, entweder von der Zwölfer-Regel abzuweichen oder von der Größe des Gebindes.
Mit dem Dreikönigsfest hat der Umtrunk nichts zu tun. Aber wenn man den einen oder anderen bösen Geist damit vertriebe, wäre es ja auch schon ein Erfolg. Und im Verlauf der Kräfte schenkenden Verkostung kann man ja ein wenig über den Disput nachsinnen, wie es sich wohl zugetragen hätte, wären die Weisen aus dem Morgenland weiblich gewesen. Geschlechter-Debatten liegen derzeit ja im Trend.
Frauen sind sich sicher, ihre Geschlechtsgenossinnen wären damals garantiert nicht ewig herumgeirrt, sondern hätten nach dem Weg gefragt, wären demzufolge rechtzeitig angekommen, um bei der Geburt zu helfen, und hätten praktische Geschenke wie Windeln, Fläschchen und Spielzeug mitgebracht. Selbstverständlich hübsch verpackt. Anschließend hätten sie die Tiere aus dem Stall verbannt, alles ordentlich geputzt und einen leckeren Eintopf gekocht!
Männer hingegen sind der Überzeugung, dass in diesem Falle das Fest erst im Februar gefeiert würde. So lange hätten die Frauen ja gebraucht, um sich für passende Kleider, Schuhe und Frisuren zu entscheiden. Obendrein hätten sie zweimal umkehren müssen, weil sie nicht sicher gewesen wären, ob sie das Licht abgedreht, den Herd ausgeschaltet und die Haustür zugesperrt hätten. Und dann hätten sie noch länglich gestritten, welche Seite der Karte nach Norden zeigt.
Definitiv bedarf derlei Erörterung eines Anstoßes – nicht nur gedanklicher Art. Na denn: Prost!