Zweites DFB-Spiel bei der EM „Ich ziehe den Hut“

Thomas Schuberth-Roth
Tor für Deutschland – mit der Leistung der deutschen Nationalmannschaft sind auch die Experten aus der Region zufrieden. Foto: dpa/Federico Gambarini

Mit einer tollen Offensivleistung gegen Portugal erobern die deutschen Fußballer wieder die Herzen der Fans. Auch die Experten sind beeindruckt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Hof - „Das war richtig gut. Ich ziehe den Hut vor dieser Leistung“, sagte Michael Voigt nach dem 4:2 der deutschen Fußballnationalmannschaft im zweiten EM-Gruppenspiel gegen Portugal. Der Trainer des Bezirksligisten SpVgg Oberkotzau hatte nach dem 0:1-Auftakt gegen Frankreich – wie viele andere Experten – noch herbe Kritik geäußert: am System, das Löw spielen ließ – Dreierkette –, an der Startelf, die der Bundestrainer wählte. Ganz abrücken will er von diesen Vorbehalten aber noch nicht, denn: „Es war eine richtig tolle Leistung, ja, aber Portugal ist nicht der Maßstab.“ Anders als Frankreich wollte Portugal mitspielen, und das sei den Deutschen zupass gekommen. Und da sei die Spielidee mit Joshua Kimmich und Robin Gosens auf den Außenbahnen voll aufgegangen.

Im Kader der Löw-Elf sieht der 49-jährige Voigt durchaus das Potenzial eines künftigen Europameisters, allerdings müsse der Bundestrainer seiner Meinung nach dann doch noch zu der Einsicht gelangen, auf Viererkette umzustellen. Im zentralen Mittelfeld sieht Voigt neben Kimmich und Leon Goretzka nur einen der beiden, die jetzt dort spielen, also entweder Toni Kroos oder Ilkay Gündogan. Gegen Ungarn erwartet Voigt bereits den Münchner Goretzka in der Startelf. Er rechne schon mit einer längeren Verweildauer der Deutschen im Turnier, sodass System und Aufstellung sich wohl noch ändern werden. Als größte Favoriten auf den Europameistertitel sieht Voigt neben Deutschland Italien, die Niederlande, Belgien und Frankreich.

Er sei „kein großer Löw-Freund“, sagt Detlef Zenk. Ob der Bundestrainer nun aus Überzeugung oder aus Trotz gegen Portugal an der Dreierkette festgehalten hat, vermöge er nicht zu sagen. Ohnehin finde er die ganze Systemdiskussion überzogen, sagt der Trainer des Bezirksligisten VfR Katschenreuth. „Es geht um die Überzeugung der Spieler. Und die war am Samstag da.“ Agierte die Mannschaft gegen Frankreich noch zu defensiv, so standen sie gegen Portugal auf den Außenbahnen und im Sturm etwas höher. Gute Seitenwechsel und Spielverlagerungen hätten die Portugiesen immer wieder in Probleme gestürzt. Gerade Kai Havertz, den Zenk gegen Frankreich als großen Schwachpunkt ausgemacht hatte, sei dieses Mal sehr gut gewesen. Kimmich müsse nicht zwangsläufig im Zentrum spielen, wenn er wie gegen Portugal viel angespielt werde. „Billiges Lehrgeld“ habe die Mannschaft bei Standards gezahlt. Diese Schwächen ließen sich noch ausmerzen, dann könne die Löw-Elf durchaus um den Titel mitspielen. Zenk warnt, nun aber Ungarn nicht zu unterschätzen.

„Dieses Mal hat die Einstellung gestimmt. Deutschland musste und wollte gewinnen – und das hat die Mannschaft auf den Platz gebracht“, urteilt Horst Pankau. Den Trainer des Kreisklassisten VfB Wölbattendorf haben vor allem die Außenbahnspieler Robin Gosens und Kimmich imponiert. Auch Havertz und Müller hätten ihm gefallen. Das Halbfinale sieht er für die Löw-Elf als realistisches Ziel.

Daran glaubt auch Andreas Lang, Trainer des Landesligisten FC Vorwärts Röslau, den vor allem die Art und Weise des Auftretens der deutschen Mannschaft imponierte. „Von Beginn an spielten sie offensiv nach vorne und erarbeiteten sich Torchancen. Das war sehr gut.“ Selbst der Gegentreffer, als sich die Löw-Elf nach eigener Ecke bei einem Konter überrumpeln ließ, hemmte den Angriffsschwung nicht. „Die beiden Eigentore der Portugiesen danach waren ja erzwungene Tore“, stellt Lang fest. Er hofft, dass die deutsche Mannschaft auch in die nächsten Spiele mit diesem Offensivgeist zu Werke geht, dann sieht er sie noch weit kommen. „Vielleich geht es im Finale noch mal gegen Frankreich?“ Fotos: Archiv

Bilder