Zum 25. Mal Wanderer „stürmen“ Rotheul

Von Cathrin Nicolai

Wenn die Feuerwehrleute zum Karfreitagsausflug einladen, will jeder mit Mann und Maus dabei sein. Diesmal machen sich knapp 800 Leute auf den Weg.

 
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Es ist kurz nach 8 Uhr. Noch herrscht Ruhe in der Ortsmitte. Nur die Männer und Frauen der Feuerwehr und des Feuerwehrvereins sind eifrig mit den letzten Vorbereitungen ihres alljährlichen Höhepunktes beschäftigt. Im Vereinsheim belegen die Einen die Fischbrötchen, andere schnippeln die Kartoffeln für die Erbsensuppe. Draußen an der langen Tafel werden die ersten Kuchen in Stücke geschnitten und der Kaffeeautomat vorbereitet. „Wir liegen gut in der Zeit“, ist nicht nur Andrea Wiegand vom Feuerwehrverein zufrieden. Kein Wunder, denn schon die gesamte letzte Woche sind die Männer und Frauen im Einsatz, um alles herzurichten. Inzwischen die 25. Auflage ihrer Karfreitagswanderung ist der größte Teil jedoch Routine. Jeder weiß, was er zu tun hat und fasst mit an. „Eigentlich ist das ganze Dorf eingebunden“, ist Vereinschef Ronny Löffler dankbar, denn ohne die zusätzlichen Helfer wäre die Veranstaltung kaum noch zu stemmen. So aber packt jeder mit an und immer wieder fahren Autos vor, mit denen neue Kuchen geliefert werden. „Einschließlich unserer Ostertorte haben wir diesmal 35 verschiedene Sorten“, hat Andrea Wiegand nachgezählt.

Hartmut, Klaus und Gunther beziehen ihren „Posten“ im Hüttchen. Genau richtig, denn die ersten Wanderer treffen ein und bezahlen gerne ihren Obolus von einem Euro. Dafür suchen sie sich ein buntes Osterei aus. „Warum dürfen wir heute denn nicht in den Ort fahren?“, wollen einige Stammgäste wissen. Sie mussten diesmal ihre Autos auf der Wiese oder an der Straße vor der Ortschaft abstellen. „Unverständlich, denn es hat doch 24 Jahre gut geklappt“, können sie es nicht nachvollziehen. Am Ende zieht sich die geparkte Autoschlange bis zum Ortseingang Lindenberg. „Zusätzliche Wege, die keiner braucht“, ist so mancher ärgerlich. Die Schlange an der Kasse wird immer länger, doch noch ist kein Ende in Sicht, treffen immer mehr kleine und größere Trüppchen am Rondell in der Ortsmitte ein. „735 zahlende Gäste“, verkünden die Kassierer am Ende stolz. Dazu die Kinder, die kostenlos mitwandern dürfen – und man hat die 800-Marke wieder erreicht.

Bevor es losgeht, nutzen viele das Angebot, um sich für den Weg zu stärken. Die kleine Ella aus Gefell braucht sich dafür nicht anzustellen, denn sie hat in ihrem Bollerwagen, alles, was sie braucht. „Wir waren letztes Jahr mit dem Kinderwagen dabei“, erzählt Mama Franzi und ist sich sicher, dass die Dreijährige nur jetzt im Wagen sitzt. „Sie will auch mit laufen“, erzählt die junge Frau. „Da ist der Osterhase“, ist plötzlich das kleine Mädchen überrascht und muss ihn ganz aus der Nähe betrachten. Gern nimmt sie wie alle anderen Kinder auch das kleine Geschenk von ihm entgegen.

Die Blasmusiker aus Neuhaus-Schierschnitz spielen auf – das Zeichen, dass es jetzt bald losgeht. Aber Wanderführer Andreas Kott bittet noch um ein wenig Geduld, denn immer noch strömen die Wanderer in den Ort. Die notwendige Pause nutzt er, um einige Zahlen zu präsentieren. So erfahren die Gäste, dass in den 25 Jahren bisher 10.000 Teilnehmer gezählt wurden. In den ersten zehn Jahren waren es durchschnittlich 300 Besucher, in den zweiten zehn 400 Gäste und ab der 20-jährigen Tour 500 aufwärts. 3500 Liter Erbsensuppe wurde in den all den Jahren geschlürft und 1000 Kästen Bier getrunken. Außerdem wurden 350 bis 380 Kuchen gereicht und 10.000 Brote geschmiert. Das ist doch einen Beifall wert, sind sich alle einig.

„Mach mer los“, gibt Andreas Kott den Startschuss und die Menschenmasse setzt sich in Bewegung. Wie immer sind es zehn Kilometer, die zu bewältigen sind. „Aber das schafft jeder“, ist der Wanderführer überzeugt. Viel schwieriger für ihn war es im Vorfeld eine passende Route zu finden. „Durch den Holzeinschlag sind so viele Wege im Wald leider im Moment nicht nutzbar“, begründet er und ist froh doch noch eine schöne Tour, die unter anderem an der Sternwarte vorbei, in Richtung Sichelreuth, über den Kolonnenweg und dem Hasenwirt führt, entdeckt zu haben.

Kaum sind die Wandersleute aufgebrochen, fährt der Traktor mit Hänger am Vereinsheim vor, denn auch die Versorgung zur großen Pause zur Hälfte der Strecke muss gesichert werden. Bier- und Limokästen werden ebenso verladen wie die unzähligen Wurst- und Fettbrote, die man am Abend vorbereitet hat. Fertig macht sich auch der Osterhase, um gemeinsam mit dem Küken auf dem Quad die Ausflügler mitten in der Natur zu besuchen. Mächtig am Kochen ist auch die Erbsensuppe, denn die muss pünktlich zur Rückkehr fertig sein.

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