Zella-Mehlis/Thal Weiter wie bisher und doch alles anders

Mike El Antaki
Bald schon im Team des USV Jena? Paul Henkel will ab Herbst in Jena studieren. Foto: privat

Trotz Abitur und baldigem Studium: Tennis bleibt der Hauptinhalt in Paul Henkels Leben. Die neue sportliche Heimat eines der größten Thüringer Talente könnte Jena heißen.

 
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Zella-Mehlis/Thal - Paul Henkel selbst ist sich nicht hundertprozentig sicher: Waren es nun schon vier Landestitel in Folge oder doch einer mehr oder weniger? Zu lange schon dominiert der Zella-Mehliser Tennisspieler in seiner Altersklasse draußen wie drinnen den Freistaat. Kein Konkurrent war ihm in den vergangenen Jahren in Thüringen gewachsen. Erst im vorigen Frühjahr, bei den Thüringer Hallenlandesmeisterschaften der U18, rutschte Henkel dank drei souveräner Siege quasi mühelos ins Finale. Auch das wurde gewonnen. Wieder einmal.

Aber Henkel weiß gut genug, wie er den eigenen Erfolg zu bewerten hat: Ja, Thüringens größtes Talent, das könne man schon behaupten, aber eben nicht altersklassenübergreifend. "Mein Jahrgang ist schlecht besetzt. Viele haben aufgehört. In meinem Jahrgang 2002 gibt es niemanden mehr."

Ans Aufhören denkt Henkel noch lange nicht. Und doch ist das Jahr 2020 eine Zäsur, was nicht nur dem Coronavirus geschuldet ist. Im März ist der Zella-Mehliser 18 geworden. Seit wenigen Tagen hat er das Abitur in der Tasche. Die Zeit des Erwachsenseins bricht an - auch im Tennis, denn Henkel wird ab sofort im Herrenbereich um Landestitel kämpfen müssen. So könnte bei künftigen Landesmeisterschaften (in diesem Sommer fallen alle Entscheide jedoch dem Virus zum Opfer) ein guter Bekannter und Mitspieler zum Gegner werden: Jonathan Roth. Beide zählen aktuell zum Kader des TC Ruhla 92, gehören beide zur zweiten Mannschaft, die in der Oberliga aufschlägt.

Zwangspause

Der Saisonstart ist Ruhla II geglückt. Am vergangenen Sonntag siegte die neuformierte Ruhlaer Zweite im Ruhlaer Stadtteil Thal gegen den TC Weimar mit 6:2. Henkel setzte sich gegen Yannic Stark nach einem sehenswertem Match mit vielen langen Grundlinienduellen mit 6:2 und 7:6 durch. Im Tiebreak des zweiten Satzes beendete der 18-Jährige mit gefühlvollem Stoppball das Spiel. Dass er später im Doppel unterlag, fiel nicht mehr ins Gewicht.

Und auch wenn Paul Henkel betont, dass er in der Oberliga keineswegs unterfordert sei, sollte in diesem Sommer eigentlich die Tennis-Regionalliga das sportliche Zuhause sein. Vor einem Jahr - seinem ersten in Ruhla - war der Zella-Mehliser nach Platz zwei in der Ostliga nochmals eine Spielklasse nach oben geklettert. Doch Ruhlas erste Mannschaft ist in diesem Sommer zum Pausieren gezwungen. Die Regionalliga-Saison wurde Corona-bedingt komplett abgesagt.

So bleibt in diesen kuriosen Tagen offen, ob Paul Henkel noch einmal mit seinem neuen Club in der Regionalliga spielen kann. Ab Herbst ist ein Lehramtsstudium in Jena geplant. Die Fächer: Sport und Geografie. Der erforderliche Sporttest sei eher eine Formsache, immerhin, so Henkel, gehöre auch eine Rückschlagsportart zum Pflichtprogramm. Welche das in seinem Fall sein werde, sei jetzt schon klar.

Die Tennisplätze des USV Jena wären nicht weit. Und auch die Mannschaft sei keine unbekannte. Wie der TC Ruhla 92 II zählt der USV Jena zum derzeitigen Oberliga-Inventar und ist dort Tabellenführer. "Ich hatte vor der Saison auch eine Anfrage aus Jena, weil unklar war, ob wir in Ruhla eine zweite Mannschaft melden würden", erzählt der Zella-Mehliser. Henkel blieb in Ruhla. In der Liga werden beide Vereine am 13. September aufeinandertreffen. Kurz vorm Start des neuen Semesters geht die Tennissaison zu Ende. Wolfgang Schlegelmilch, Präsident des TSV Zella-Mehlis, ist trotzdem hoffnungsvoll, dass das Eigengewächs eines Tages auch wieder für den Heimat-Club spielen wird: "Im Seniorenbereich kommt er wieder zu uns", sagt Schlegelmilch und lacht. kt/ela

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