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Halle/Erfurt - Nach Ansicht des Chefs der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Halle, Kay Senius, könnte ein einheitlicher Mindestlohn die Attraktivität der Wirtschaftsstandorte Sachsen-Anhalt und Thüringen verbessern. "Man sollte vorsichtig sein, den Mindestlohn von vornherein zu verteufeln und ihn eher als Chance sehen", sagte Senius der Deutschen Presse-Agentur.

Insbesondere Menschen, die arbeiteten und aktuell wegen geringer Verdienste auf staatliche Hilfen angewiesen seien, würden profitieren. Den Angaben zufolge sind in Sachsen-Anhalt und Thüringen etwa ein Drittel aller erwerbsfähigen Hartz-IV-Empfänger Aufstocker, also Menschen, die ihren Lohn durch staatliche Hilfen ergänzen müssen. Die Regionaldirektion ist für beide Länder zuständig.

Seit dem Jahreswechsel gilt deutschlandweit ein Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. Im Osten Deutschlands sind wegen des Lohngefälles besonders viele Arbeitnehmer betroffen.

Der Mindestlohn könnte die öffentlichen Haushalte entlasten und für fairen Wettbewerb sorgen, meinte Senius. Nach einer Modellrechnung von Arbeitsmarktexperten der Regionaldirektion wäre es möglich, dass in Thüringen und Sachsen-Anhalt insgesamt bis zu 13,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten vom gesetzlichen Mindestlohn profitieren.

Senius hält es für möglich dass der Mindestloh gerade in Ländern, die nicht so exportorientiert seien, wie Sachsen-Anhalt und Thüringen, die Kaufkraft stärkt, die Binnennachfrage ankurbelt und damit Wachstum freisetzt. dpa