Erfurt - Die AOKplus hat die Zunahme psychischer Erkrankungen und die häufige Verschreibung von Psychopharmaka für Kinder als besorgniserregend bezeichnet.

Bei den Gründen für Fehltage der Beschäftigten seien psychische Erkrankungen auf Platz vier vorgerückt, sagte Rolf Steinbronn, Vorstandsvorsitzender der Kasse für Sachsen und Thüringen, am Donnerstag in Erfurt. «Schier unfassbar» sei die Entwicklung bei Kindern. Jedes vierte über die AOKplus versicherte Kind sei deshalb behandelt und Psychopharmaka für etwa 1,4 Millionen Euro seien in Thüringen verschrieben worden. Den Kindern würden inzwischen jährlich rund 400 Kilogramm Beruhigungsmittel verschrieben.

Der Dresdner Präventionsforscher Peter Schwarz sprach von einer «ganz fürchterlichen Entwicklung.» Die vielen Medikamente für Kinder wären nicht erforderlich, wenn Eltern und Lehrer differenzierter mit dem Thema umgingen, sagte Schwarz. Zu den Problemen gehöre beruflicher Stress der Eltern, der auch bei den Kindern lande, sowie das Fehlen von Zeit, Zuneigung und Rückzugsräumen für Kinder.