Erfurt - Ruinöse Preise zwingen immer mehr Thüringer Milchbauern, ihre Ställe zu schließen. Allein dieses Jahr hätten schon 19 Höfe mit rund 3800 Kühen die Milchproduktion aufgegeben, sagte der Geschäftsführer der Landesvereinigung Thüringer Milch, Walter Pfeifer. «Es gibt mindestens noch einmal so viele Betriebe, die ernsthaft darüber nachdenken, diese Sparte aufzugeben oder die Zahl ihrer Kühe deutlich zu reduzieren.» Denn auf Dauer könnten andere Betriebszweige wie Ackerbau oft nicht die Verluste aus dem Milchgeschäft kompensieren.

Derzeit gibt es laut Pfeifer in Thüringen noch etwa 320 Milchviehbetriebe. Seinen Angaben nach erhalten sie aktuell 20 bis 21 Cent je Kilogramm Milch. «Wir brauchen aber Preise von 35 bis 40 Cent, um rentabel zu wirtschaften.» Dass die Preise in den kommenden Monaten spürbar steigen, glaubt der Fachmann nicht. «Selbst unsere besten Betriebe schreiben seit Monaten rote Zahlen.» Das jüngste Millionen-Hilfspaket der EU sei in der aktuellen Krise keine wirkliche Hilfe - letztlich bedeute dies gerade einmal 13,60 Euro pro Kuh, rechnet Pfeifer vor. Eine Rückkehr zur einstigen Deckelung der Milchproduktion hält er für keine gute Idee. «Die Milchquote hat nur Geld gekostet und Milchkrisen auch nicht verhindert.»

Die Melkmaschinen für immer abzustellen, sei für viele Bauern eine schwere Entscheidung - zumal häufig Kredite für Investitionen aus vergangenen Jahren in neue Ställe oder Technik auf den Unternehmen lasteten. Und Pfeifer sieht ein weiteres Problem: Die Milchwirtschaft sei wichtig für den Erhalt des Grünlandes vor allem in den Mittelgebirgsregionen. Denn die Wiesen würden bisher vor allem für das Futter der Kühe genutzt. Wenn dies wegfalle, sei es schwierig Ersatz zu finden. Das Grünland etwa von Schafen beweiden zu lassen, sei kaum eine Alternative. Denn die Schäfer seien schon jetzt größtenteils auf finanzielle Hilfe aus Programmen zur Landschaftspflege angewiesen. dpa