Wirtschaft Ein Tänzchen mit der Sense: Ohne Scharfmacher geht es nicht

Birgitt Schunk

Das Mähen mit der Sense ist was für die Gesundheit: Das sagt Gunther Rödel aus Neuhaus am Rennweg. Allerdings auch nur, wenn man es richtig macht. Rödel bringt genau das den Leuten bei - er ist Sensen-Lehrer.

 
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Die Sensenmahd auf den Bergwiesen muss keine Schweiß treibende Plackerei sein - im Gegenteil. Sie kann sogar Spaß machen und entspannen. Nicht umsonst wollen immer mehr Leute den Umgang mit der Sense erlernen.

Ohne Scharfmacher geht es nicht

Auch wenn alle Parameter stimmen: Das Vergnügen an der Sense ist kein Selbstläufer. Um Entspannung beim Mähen zu finden, den Rücken zu schonen und zu entschleunigen, muss auch auf Messers Schneide alles top sein. Und so vermittelt Gunther Rödel nicht nur Kurse für die Sensenmahd, sondern auch fürs Werkzeug.

"Dengeln" heißt das, wenn das Sensenblatt wieder scharf gemacht wird für den nächsten Gang zur Bergwiese. Auch das ist eine Wissenschaft für sich.

Durch Hämmern auf dem Dengelstock wird eine dünne und scharfe Schneide erreicht. Und auch hier kann einiges schief gehen, wenn man das Metier nicht beherrscht. Liegt das Material nicht absolut eben, kann es Wellen am Sensenblatt geben - das macht das Mähen nicht gerade leichter. Und daran sieht man dann auch, dass etwas falsch gelaufen ist.

Rödel zufolge gibt es vier Methoden fürs Dengeln. Die vermittelt er in Kursen. Er zeigt aber auch, wie mit Wetzstein gearbeitet wird. Gekonnt und mit Fingerspitzengefühl gibt er dem Sensenblatt so den letzten Schliff.

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www.rödelhof.de

An die 30 Kurse gibt Sensenlehrer Gunther Rödel, der Mitglied im Sensenverein Deutschland ist, im Jahr. Blühende Bergwiesen, Vogelgezwitscher, Ruhe ringsum und das Geräusch, wenn das Sensenblatt butterweich und gleichmäßig durchs Grün gleitet - das sind für ihn genau die Zutaten, um zu entspannen. Für ihn ist es "ein Tänzchen mit der Sense" - Naturerleben pur eben.

Und so bietet er neben den klassischen Kursen zur Sensenmahd auch "Meditatives Sensenmähen für Frauen" an. Das gemeinhin als das starke bezeichnete Geschlecht tut sich damit vielleicht ein bisschen schwer: Für die Männer ist Mähen eher Arbeit, die Frauen hingegen lassen sich gerne mal darauf ein, runter zu fahren.

Alle, die aber in Rödels Kurse kommen, haben eines gemeinsam: Meist mähen sie anfangs zu schnell. Am Ende haben sie gelernt, zu entschleunigen und die Sache entspannter zu erleben, weil es dann wirklich leichter und weniger verkrampft zugeht. Rödel vermittelt die Feinheiten - und gibt jedem Teilnehmer das richtige Arbeitsgerät an die Hand. Das sei überhaupt das Wichtigste. "Die Person muss zum Sensenblatt und -wurf passen", sagt Rödel. "Stimmt alles, ist das Mähen Entspannung pur."

Ansonsten sei es wirklich eine Plackerei. Er hat schon manche gestandene Mannsbilder gesehen, die regelmäßig Rückenprobleme beim Mähen hatten - und die Schmerzen hatten natürlich ihre Ursachen. "Hier kann man viel richtig und viel falsch machen", sagt Rödel. Gesund ist das Mähen aus seiner Sicht außerdem, weil es ruhiger zugeht als beim Rasenmähen. "Das ist nicht nur für den, der im eigenen Garten mäht, entspannender, sondern auch für die Nachbarn."

Dass Woche für Woche allerorts die Maschinen einen höllischen Krach machen, kann Gunther Rödel nicht ab. Die Technik sorgt alle paar Tage dafür, dass die Gräser gar nicht erst groß werden und keine Wiese zum Blühen kommt. "Ist das Gras andererseits zu hoch, kommt der Rasenmäher schon nicht mehr durch", sagt er. Und so laufen die Krachmacher in regelmäßigen Abständen. "Vor allem an den Samstagen, wenn alle zu Hause sind und im Garten arbeiten." Idyllisch ist anders. Gunther Rödel hingegen setzt auf die Sense - und das schon viele Jahre. "Damit bekommt man auch hohes Gras in den Griff - und kann das sogar am Sonntag erledigen." Auch deshalb hat er ein Herz für die leise, stressfreie Sensenmahd. "Auf die Menschen wirken ohnehin schon genug Krach, Geräusche und andere Reize." Hier müsse man entgegensteuern. Die Sensenmahd sei ein Ausgleich.

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