Wernshausen Neues Spillstuuwe-Stück gefeiert

Annett Recknagel

Friedrich ist todsterbenskrank, sein bester Kumpel Fritz wie vom Erdboden verschluckt und die Lösche Liese gibt eine Kontaktanzeige auf – das neue Stück der Wernshüüser Spillstuuwe brachte 600 Gäste an zwei Abenden zum Lachen und Jubeln.

 
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Kaaswiis. Oh Gott! Im Rollstuhl. Du meine Güte! Und dann dauernd dieses „Ooooch!“ - der schlimmste Satz des ganzen Stückes, versicherte Olaf Krech. Er spielte den Friedrich und hatte es diesmal wahrlich nicht leicht. Und dabei könnte alles so schön sein. Wäre da nicht dieser verdammte Brief gewesen.

Sein Kumpel Fritz hatte den gleichen bekommen. Eine Einladung ins Hotel Werrablick nach Untermaßfeld. Für ganze vier Wochen. Das konnte kirre machen. Die beiden Hallodris aber machte es erfinderisch. Keiner von den Zweien hatte Bock auf Gitterstäbe. Also musste eine Notlüge her – genau genommen gleich zwei. Daran sollte es nicht liegen. Fritz fiel die „Säupest“ ein, schließlich war er Metzger und wurde oft zu Notschlachtungen gerufen. Also ab ins Göthische mit ihm. Und Friedrich machte sich auf zur „Doktere“. Vorher verspeiste er schnell noch etwas Kernseife und Zahnpasta und schon ging er als „eingebildeter Kranker“ durch.

Ein genialer Plan, der das Publikum in der „Werraaue“ in Wernshausen an gleich zwei Abenden kräftig zum Lachen brachte und Beifallsstürme hervorrief. Dass die Akteure der Wernshüüser Spiellstuuwe gut, ja sehr gut sind, weiß man im Ort und darüber hinaus längst. Und Mundarttheater zieht immer. Das Schöne in Wernshausen: Die Stücke knüpfen an die Geschichten aus den Vorjahren an und drehen sich immer um die Lösche Liese und ihren Friedrich (gespielt von Anette Beyer und Olaf Krech). Und weil die Beiden nicht nur zwei unverheiratete Söhne Herrmann und Oskar (Fabian Amborn und Stefan Berndt) haben, sondern auch einen Haufen guter Freunde, wird jede Aufführung Genuss und Abenteuer zu gleich.

Friedrich oobe und unne röm

Ein jeder nämlich schwatzt, bi önn der Schnaabel gewosse is – im Wernshüüser Platt. Und genau darauf freuen sich die Damen und Herren an den Tischen schon lange vorher. Natürlich saß auch die „Doktere“ im Publikum. Friedrich war öm siebe füür gegange und om zä dru gekomme – „bi doas so iss“. Danach war er nicht mehr alleine in der Lage nach Hause zu marschieren. Zum Glück war Elise (Annegrat Rose), die Steedter, in der Nähe und brachte den Todsterbenskranken zu seiner Liese. Dort wurde er justament ins Bett befördert. Die Diagnose lautete – Schwindsucht.

Es brauchte drei Krankenscheine, um sie fest zu schreiben. Absolute Bettruhe, unbedingte Quarantäne und 1,5 Meter Abstand. Was für ein Zirkus! Zu allem Übel wurden die zwei Freunde vom Gendarm gejagt. Fritz (Jörg Bräning) konnte sich gerade noch in die Stube der Lösche Liese retten. Dann klopfte es. Also ab in den Schrank. Schon stand der Gendarm im Zimmer. Friedrich ochte und jammerte. Das sollte noch schlimmer werden, als Marie, Anna und Elise (Elke Tischer, Franziska Fuß und Annegret Rose) die Pflege des eingebildeten Patienten übernahmen. Die Liese nämlich war damit völlig überfordert.

Und außerdem mussten die drei Tratschtanten ja sehen, was mit Friedrich oobe und unne röm los war. Derweil beförderte der Gendarm Emil und Adam zu seinen Gehilfen – mit dem Auftrag, Fritz zu suchen. Und einen Gückel hatten die zwei auch noch eben kurz zur Strecke gebracht. Den schleppten sie zur Liese, weil sie ihn nicht selbst ausnehmen wollten. Die kochte schnurstracks Hühnerbrühe, mit der sie Friedrich ein um das andere Mal nervte.

Und nicht nur ihn – selbst die beiden Jungen bekamen Hühnerbrühe und Eier zum Frühstück vorgesetzt. Elise – das Lüffchen – glaubte beim 12 Uhr-Läuten, das Sterbensglöckchen für Friedrich zu hören. Liese verpasste ihrem Gatten eine eiskalte Wärmflasche – schließlich müssten Strom und Wasser gespart werden. Adam und Emil überlegten für ihren Freund Blut zu spenden. Und Friedrich ließ Liese seinen letzten Willen formulieren.

Sein Wunsch, die Söhne mögen ihm vor seinem Ableben eine Schwiegertochter präsentieren, ging dann mächtig nach hinten los. Denn nicht nur Herrmann (Fabian Amborn), sondern auch Liese sah sich nach etwas Neuem um. Schließlich gab es eine Amnestie für alle geringfügigen Straftaten und Friedrich konnte nun endlich aufhören zu ochen.

Der Gendarm wurde im Schrank versteckt, Fritz befreit und das Publikum bekam Faschingskröpferle. Gebacken von der Lösche Liese. „Nee – von der Bäckerei Frank“, tönte die Angesprochene und fühlte sich in ihrer Rolle so richtig wohl.

Die anderen im übrigen auch. Sie sind hat ein ein geschworenes Team. Eins, das es versteht, die Lachmuskeln ihres Publikum zu strapazieren. Mit viel Witz, der nicht mal gespielt ist. Sie harmonierten, verstanden sich blind, warfen sich geschickt die Bälle zu – selbst wenn mal der Faden abriss, war es köstlich, der Gruppe zuzusehen und natürlich zuzuhören.

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