Wartburgkreis Weltblutspendetag: Der Nachwuchs fehlt

Susann Eberlein
Kleiner Piks, große Wirkung: Blutspender helfen, Leben zu retten.Foto: Heiko Matz Foto:  

Mit einer Blutspende können bis zu drei Leben gerettet werden. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Blutspender im Wartburgkreis jedoch gesunken. Am heutigen Weltblutspendetag wird insbesondere um Nachwuchs geworben.

 
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Bad Salzungen - Wenn Günther Hackel gefragt wird, wie oft er schon Blut gespendet hat in seinem Leben, muss er erst einen Blick in seinen Spenderausweis werfen. 143 Blutspenden sind darin registriert. „Die Zahl ist mir nicht wichtig. Ich weiß, dass das Blut gebraucht wird“, sagt der 65-Jährige aus Stadtlengsfeld.

Als junger Mann ist er in den DRK-Ortsverein Stadtlengsfeld eingetreten, seitdem spendet er den (überlebens)wichtigen Lebenssaft regelmäßig, gut vier Mal im Jahr. „Wir organisieren die Aktion und geben Essen und Trinken aus. Und wenn ich einmal dort bin, kann ich mich auch gleich hinlegen. Das machen die meisten aus dem Ortsverein so“, sagt er. Seinen nächsten Termin hat er schon fest im Blick: Am 16. Juli wird ihm in der Feldatalhalle in Stadtlengsfeld erneut Blut abgezapft.

Das Engagement von Günther Hackel ist ganz und gar nicht selbstverständlich. Laut Angaben des DRK-Blutspendedienstes hat sich die Anzahl der Blutspender im Wartburgkreis in den vergangenen Jahren zwar stabil auf um die 4000 Spender eingepegelt. 2011 waren es aber noch etwas mehr als 5000 Spender in der Region. Diese Entwicklung ist hauptsächlich auf das altersbedingte Ausscheiden der Spender zurückzuführen.

„Beim DRK ist Blutspenden bis zum 73. Geburtstag möglich. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass uns der Blutspende-Nachwuchs fehlt“, sagt Nico Feldmann, Regionalleiter Sachsen-Anhalt/Thüringen für den Bereich Blutspenderwerbung. Der DRK-Blutspendedienst ist nur ein Anbieter in der Region; daneben organisiert auch das 1963 gegründete Institut für Transfusionsmedizin Suhl (ITMS) als größter kommunaler Blutspendedienst regelmäßig Aktionen

Blutkonserven knapp

Der Trend sei kein spezifisches Problem des Wartburgkreises, sondern könne deutschlandweit beobachtet werden. Gerade einmal drei bis vier Prozent der möglichen Spender würden ihr Blut spenden, ganz aktuell werden die Blutkonserven knapp. „Zu Beginn der Pandemie war die Spendenbereitschaft sehr hoch. Aktuell sorgen das Wetter, die bevorstehende Sommerzeit und die herbeigesehnten Lockerungen dafür, dass die Spendebereitschaft nachlässt. Das ist grundsätzlich verständlich, weil ein Nachholbedarf an Freizeitaktivitäten besteht, sorgt aber auch für eine kritische Situation im Konservenbestand“, bestätigt Nico Feldmann.

Damit die Versorgung mit lebensnotwendigen Blutprodukten auch in den nächsten Wochen gewährleistet werden kann, ruft das DRK verstärkt zu Blutspenden auf. Dieses Ziel verfolgt auch der Weltblutspendetag am heutigen Montag. Der Aktionstag ist erstmals 2004 von der Weltgesundheitsorganisation WHO und der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften ins Leben gerufen worden und macht auf die Bedeutung der Blutspende und das damit verbundene soziale Engagement von Blutspendern aufmerksam. Er geht auf den Geburtstag des Forschers Karl Landsteiner zurück, der als Entdecker des ABO-Systems der Blutgruppen gilt.

Die enorm hohe Bedeutung der Blutspende betont auch Nico Feldmann. „Blutspenden retten Leben. Alle sieben Sekunden wird irgendwo in Deutschland Blut benötigt und rund 80 Prozent aller Deutschen werden im Laufe ihres Lebens auf ein Blutprodukt angewiesen sein“, betont er. Mit nur einer Blutspende – und ein wenig investierter Zeit – könne aufgrund der daraus gewonnenen verschiedenen Blutpräparate, der roten Blutkörperchen Erythrozyten, des Blutplasmas und der Blutplättchen Thrombozyten, bis zu drei Patienten geholfen werden.

Grundsätzlich seien alle Blutgruppen wichtig und würden benötigt. „Allerdings liegt der größte Bedarf bei Blutgruppe 0 negativ, da diese Blutgruppe im Notfall allen Patienten transfundiert werden kann“, erklärt Nico Feldmann.

Vertrauen bilden

Menschen, die mit einer Blutspende liebäugeln, beispielsweise aber Angst vor Nadeln haben, will der DRK Blutspendedienst mit vertrauensvoller Arbeit für sich gewinnen, bei der die Sicherheit der Blutprodukte und der Schutz der meist schwerkranken Empfänger oberste Priorität haben. „Wir sind auf eine vertrauensvolle Beziehung zum Blutspender angewiesen und haben eine hohe Verantwortung den Spendern gegenüber. Wir setzen alles daran, dass es jedem Spender nach einer Blutspende gut geht“, sagt Nico Feldmann. Grundsätzlich sei es jedoch schwer, Ängste zu nehmen: „Wir können lediglich zur Blutspende aufrufen und darauf hinweisen, dass jeder Mensch einmal in die Situation kommen kann, eine Blutspende zu benötigen.“

Ob er sich vorstellen kann, dass eine Blutspende aufgrund der abnehmenden Spenderzahl künftig nicht mehr freiwillig, sondern verpflichtend wird? „Grundlage der Arbeit der DRK-Blutspendedienste weltweit ist unter anderem der Ethische Kodex. Die Blutspende soll unter allen Umständen freiwillig und unentgeltlich sein. Der altruistische Gedanke ist die Grundhaltung, die Menschen dazu bringt, Blut zu spenden“, sagt er.

Die nächsten Termine des ITMS sind:

Dienstag, 15. Juni, 16.30 bis 19.30 Uhr: Gumpelstadt, Kulturscheune

Mittwoch, 16. Juni, 13 bis 15.30 Uhr: Bad Salzungen, Landratsamt

Donnerstag, 17. Juni, 16 bis 20 Uhr: Dermbach, Schlosshalle

Freitag, 18. Juni, 16.30 bis 19 Uhr: Oechsen, Grundschule

Termine des DRK:

Freitag, 18. Juni , 17 bis 20 Uhr: Immelborn, Alea Sanitas

Dienstag, 6. Juli, 17 bis 19.30 Uhr: Bad Salzungen, Burgseeschule

Donnerstag, 8. Juli, 16 bis 20 Uhr: Geisa, Feuerwehr

Freitag, 16. Juli, 17 bis 19.30 Uhr: Vacha, Kellerhaus .

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