Wandertag Korberoth – ein vergessenes Dorf

Lena Jürß und Merle Pohl
Die Schülerinnen Maxima Schmidt, Shakira Queck, Annelie Zitzmann und Jovana Sachmaroska (im Bild mit Geschichtslehrerin Ilga Scheler (l.) und Frankenblick-Bürgermeisterin Ute Müller-Gothe (r.)) haben sich Gedanken gemacht, wie eine Gedenk- und Erholungsstätte in Erinnerung ans geschleifte Dorf Korberoth aussehen könnte. Die Aufnahme entstand im Mä Foto: / Ittig

Wie weit gingen die Grenzsicherungsmaßnahmen der DDR wirklich? Mit dieser Frage beschäftigten sich jetzt Schüler der Staatliche Berufsbildende Schule Sonneberg (SBBS).

 
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Vor wenigen Tagen versammelte sich die Klassenstufe 11 des beruflichen Gymnasiums Sonneberg kurz vor 9 Uhr am Hauptbahnhof, um gemeinsam mit Frau Ross, Frau Blechschmidt und Herr Mönch ihren Wandertag nach Korberoth anzutreten. Doch warum wurde dieses Ziel gewählt?

Korberoth ist eine Wüstung im südlichen Landkreis Sonneberg, im Gebiet der Gemeinde Frankenblick. Im Jahr 1910 jedoch, hatte Korberoth 21 Einwohner und war eine eigenständige Gemeinde, bis sie im Jahr 1923 ein Ortsteil von Effelder wurde. Zu Beginn der Teilung Deutschlands lebten in Korberoth mehr als 20 Menschen in vier Wohnhäusern. Erst ab der Gründung der DDR rückte die territoriale Lage des Ortsteils in den Fokus der politischen Verantwortung und erhielt damit politische Bedeutung.

1970 wurden die Menschen von der DDR-Regierung aus ihren Häusern gezwungen, um Platz für die Grenzsicherheit zu schaffen. Die letzten Einwohner wurden dann 1984 zwangsausgesiedelt und die sieben restlichen Gebäude dem Erdboden gleich gemacht. Dies geschah aufgrund der Nähe des Dorfes zur deutsch-deutschen Grenze im Zuge der Grenzsicherungsmaßnahmen. Geblieben ist nur der Dorfteich. Ein 1991 errichteter Gedenkstein und ein jährlich im September abgehaltener Gottesdienst erinnern an die Geschehnisse.

Von Schülern einer örtlichen Schule wurden Informationstafeln erstellt und es gibt Bänke, auf denen die Leute sitzen und nachdenken können. Das Herzstück, welches von Schülern des berufliches Gymnasiums Sonneberg, im Zuge der Seminarfacharbeit, angefertigt wurde, ist ein Modell, das wie der Dorfteich aussieht. Heute existiert Korberoth nur noch als Flurname. Diese Informationen bekamen die Schüler des beruflichen Gymnasiums im Verlauf ihres Wandertages von der Bürgermeisterin, der Gemeinde Frankenblick Frau Müller-Gothe und Herrn Kirchner.

Lernen an einem anderen Ort

Als der Zug um 9.12 Uhr in Effelder ankam, ging es auf direktem Weg durch die Ortschaft zum Rathaus. Dort angekommen erzählten Herr Kirchner und Frau Müller-Gothe von der Geschichte der Siedlung Korberoth. Kurz darauf befanden sich die Schüler und ihre Lehrer an der Stelle, an welcher sich vor 39 Jahren Korberoth, das verschwundene Dorf, befand. Hier konnten sie den Gedenkstein aus nächster Nähe betrachten. Weiter ging es eine Stunde lang durch den Wald zum Generalsblick. Nach einem kurzen Aufenthalt führte ein kleiner Weg noch ein Stück tiefer in den Wald zum B-Turm/Muppb. Bl. Herr Kirchner erklärte, wie von hier aus die Grenze überwacht wurde. Vom Bahnhof Meng.-Hämmern-Ost brachte der Zug alle zurück nach Sonneberg. Um 15 Uhr kamen die Schüler geschafft und beeindruckt wieder am Hauptbahnhof Sonneberg an.

Die Meisten werden den Namen Korberoth wohl vorher noch nie gehört haben, was angesichts dieser faszinierenden Geschichte sehr schade ist. Das finden auch die Schüler und Lehrer des beruflichen Gymnasiums Sonneberg. Deshalb soll dieser Wandertag auch dafür sorgen, dass das vergessene Dorf eben nicht ganz vergessen wird.

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